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DAS NORDLICHT.
Ewige Feuchtigkeit, graue Wolken, jäh vor
brechende Stürme. Die Meereswüste wird nur sel
ten von einigen die kimerische Dämmerung durch
brechenden Sonnenstrahlen gefärbt. Den Tagen fol
gen wunderliche Nächte von gleicher Helligkeit.
Eines Abends sitzt Dada wie gewöhnlich am
Meere, das ihm Derobea genommen hat und erwägt
einen Satz aus dem Buche, das seiner Hand ent
glitten ist: „Die Überwindung der unsozialen, rich
tungslosen Ekstase durch die soziale Ziel-Ekstase,
das himmlische Jerusalem aus irdischen Baustei
nen.“ Es ist ihm, als unterhielte er sich mit De
robea über den Sinn dieses Satzes.
Der Wind schläft ein, die Wolken stehen reglos,
und das Meer verändert fern hinaus seine Düsternis
zur tiefsten Schwärze. Nur der Schall der gegen die
Blöcke des tiefen Strandes vorbrechenden Flut don
nert im Gleichmaß fort. Unheimliche Finsternis der
Antarktis steht undurchdringlich vor Dada. Nur das
Land bleibt schattenhaft in seinem gespenstigen
Eigenlicht sichtbar. In Höhe des Meeres beginnen
einzelne gelbe Streifen ein zuckendes Spiel hinter
einem unermeßlichen Vorhang finstrer Geschiebe
winde, einzelne ferne Fanfarentöne, dann tiefste
Stille. Dicht überm Meere wird es in endloser Aus
dehnung vom Licht lebendig, der Horizont glüht