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DIE URLAUTE.
Dada lernt die Sprache der Lappländer, um
Zunge und Gehör in der Urform des Menschen
wortes kindlicher Rassen zu binden.
In den Nächten des nassen, sturmumtobten Ham
merfest sieht Dada die Grundlage einer Zukunfts
dichtung, indem er die Sprachen alter Rassen nach
Urworten und Lauten durchforscht, die Töne tau
sendjähriger Kindheit blumenhaft öffnen. Wie vor
dem die Urlaute der Kinder, versucht er jetzt die
Urklänge der menschlichen Rassen in seinem Sy
stem von Rhythmen zum schwingenden Rausche zu
dichten, wie jener Ekstatiker in Lä-bas die substil-
sten Sorten des Kognaks zu einer Symphonie des
Kognak-Rausches. Vom wilden Lappen, Eskimo,
Tschungusen nimmt Dada den Urlaut, und läßt ihn
neu tönen in Dadas Wildheit, Trauer, Glück und
Schmerz. Dada hebt die logische Sukzession der
Worte in den Ursprachen der Fetischanbeter auf
und sammelt ihre einzelnen Silben oder Laute,
sperrt ihren beziehungsreichen Sinn in das Gefäng
nis seines nervös eilenden Rhythmus und senkt in
ihre traurig gerupften Kelche die bleichen Leiden
schaften des Urwalddurstigen verkrüppelten Euro
päers. Der Chinese, der Ägypter, der Druide spra
chen durch Zeichen, die sie auf Seide, Stein oder
Holz eingruben. Dada nimmt die gottgeweihten
Zeichen, wiederholt sie auf mehreren Reihen des