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Greuel, Madagaskar, Indien, und endlich jene un
tergegangene Atlantis, von der die lateinischen Neu-
Republiken nur blasse Revenants sind, blühen ur-
waldblumenhaft in ihren wenigen gewaltigen Ur-
lauten aus Dadas Rhythmen auf. Tänze, Prozessio
nen, Orgien, Fratzen, Götzen der alten Naturkulte
leben magnetisch in einigen gelallten Silben Dadas,
obgleich hier bereits die Grenzen des im WorteDar-
stellbaren erreicht werden. Diese Silben gleichen
Kakteen oder Orchideen, die märchenhafte Systeme
von Stacheln oder farbigen Blättern entfalten und
mit ihren künstlichen Gebilden das Entzücken der
Sammler oder ästhetischer Salons sind.
Dadas sozial ziel volle Dichtung ist ein archäolo
gisches Museum der Seltsamkeiten des Völkerlebens,
ein Erotikon und Folklore aller Geschlechtskulte.
Die Menschheit eilt mit dem eintönigen Summen
eines vielgeschäftigen Rienenstockes vorbei, ohne
sich umzublicken, den Blick auf ihre erhabenen
Idole geheftet. Immer auf dem Marsche nach Nor
den, immer von neuem ungeheuren Zuchtmitteln
unterworfen, die aus Einöden entsprangen und die
Erschlafften geißeln — durch die Kriege, Opfer,
Brände, Seuchen, Untergänge wandeln die gleich
mütig gereimten Hymnen Dadas, um endlich das
Nordlicht anzubeten und aus seinen glühenden Fal
ten die kalte Prophetie Europas zu empfangen.
Dada verkündet die Zertrümmerung dieses Erd
teils, und nach Niederlegung all seines Menschen-
und Pflanzenwuchses den Triumph der Polarwüste
über die verworfenen Reiche, den Sieg des Nord
lichts !