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grate sind überwölkt von Silberrosen, Edelweiß auf
Mammuthrücken.
Heftige Windströme saugen um die Klippen,
und der Flieger wehrt sich um sein Leben. Schüsse
prallen rings, von schlagenden Granaten bebt Tra-
foi. Dada biegt nach Westen, um nicht vom Ti
roler Feuerringe gefaßt zu werden. An der Schwei
zer Grenze wird er durch erdstürzenden Windstrom
herabgezwungen. Er landet auf einer Halde über
dem Tale von Pontresina, sprengt das Flugzeug
und flüchtet in die Klüfte des Gorwatsch, denn die
Täler sind voll Soldaten. Von Hirten bekommt er
Nabrung und Bauernkleider und endlich wagt er
sich als deutscher Flüchtling aus Zürich in das En
gadin.
* * *
Das obere Engadin mit breiten tiefgrünen Berg
seen zu Füßen wohlgeformter Schneegebirge ist
eine ungeheure Enzianblüte. Im Anblick der himm
lischen Eisdiamanten sucht Dada die Einsamkeit,
ewige Frische und Reinheit der Luft von Chaste
auf. Das ist kein Karst. Gewaltige Lärchen, Berg
fichten, Eichen steigen bis zur Geröllzone in mäch
tigen Waldungen auf. So war einst Attika von den
Hainen des Zeus bedeckt. Nebel und Wolken schwe
ben mit Riesenschatten wandernder Legionen feier
lich um die Bergzinnen, und diese tauchen schnee
blitzender in der tiefsten Bläue auf.
Dada mietet ein Gehöft am Ufer des grünen
Bergsees. „Einsame Zärtlichkeit“ schreibt er über
die Tür seines Hauses. Kein Zaun umschränkt es,