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DER ROTE WIDDER.
Der feurige Widder, der trotzende Liebling der
Herde, der Gott seiner Rasse wird in Dadas Felsen
haus geboren. Zur Kraft erwachsen, tritt er eines
Morgens rot und stark auf die letzte Felsenstufe
und geht auf über Dadas Felsgipfel: Sonne der
Tierheit, die nicht mit Blut gemästet und nicht von
den düstren Flecken der Verwesung angefaßt ist.
Sein Gehörn ist edel geschweift, der Bart feurig
und züngelnd, die feinen, bergharten Gelenke sind
zum Sprung gestrafft.
Sorglich schreitet Dada mit der gewölbten Brust
und den milden Armen des Vaters der Tiere auf
dem Grate und tritt dicht zum Widder. Er legt
beide breiten Hände auf das honigglänzende Ge
weih und spricht ruhig und stark in den wenigen
Urlauten,- in denen er das Geheimnis der Tierspra
chen gefunden hat. Dada bringt langgezogene,
wohltönende, weibliche Laute hervor, denen der
Bock mit gemessen kriegerischen Geschmetter ant
wortet. Die harte Trompete des Bockes beherrscht
den Gipfel, marschiert, befiehlt, hält Ordnung,
während Dada hineinzutönen versucht und mit ver
schämtem Verlangen um Gleichberechtigung wirbt,
nicht etwa für den Bock, sondern für sein Men-
schen-Ich. Hier folgt das Gespräch übersetzungs-