Volltext: Jahresbericht für 1898 und Verzeichnis der Mitglieder pro 30. Juni 1899 (1898)

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Dasselbe Phänomen, dass eine Kunstfrage die Zürcher 
Bevölkerung bis in ihre Höhen und Tiefen erregt, zeigte uns 
abermals das verflossene Jahr, als im Winter der Streit über 
den Hodler’schen Entwurf für Fresken ım Landesmuseum ent- 
brannte. Wochenlang sprach man in Zürich nicht mehr von 
Politik und Vereinsangelegenheiten, sondern von Kunstfragen. 
Die einander schroff widersprechenden, miteinander lärmend 
ringenden Urteile der Kunstbeflissenen erhielten ihr Korrelat 
von dem naiven Empfinden der Ungelehrten. Wie weit und 
unversöhnlich im vorliegenden Falle die Ansichten auch immer 
auseinander gehen mochten, darüber dürften alle einig sein, 
dass der Eifer, den die Debatte entfachte, für das Kunst- 
interesse der Bevölkerung kein übles Zeichen, für Kunst- 
bestrebungen nur Gewinn sein kann. 
Die Zürcher Kunstgesellschaft blieb in der allgemeinen 
Debatte selbstverständlich nicht zurück. KEine gut besuchte 
Versammlung im Künstlergut beschloss am 30. November 
nach ausgiebiger Erörterung des Für und Wider mit 28 gegen 
7 Stimmen die Absendung des nachstehenden Telegrammes an 
Herrn Bundesrat Lachenal. «Nach lebhabter Debatte über 
den Hodler’schen Entwurf fasste die Zürcher Kunstgesell- 
schaft folgende Resolution: Die Zürcher Kunstgesellschaft 
spricht dem hohen Bundesrat den Wunsch aus, es möchte 
dem Künstler Gelegenheit gegeben werden, sein Werk weiter 
zu führen » *). 
er 
Im übrigen verlief das Berichtsjahr für die Kunstgesell- 
schaft ohne symptomatisch bedeutsame Kurvenschwankungen. 
Den Berchtoldstag beging die Gesellschaft in der üblichen 
Weise im Künstlergut. 
An der Feier zur Einweihung des Landesmuseums be- 
teiligte sie sich durch Übernahme der Gruppe «Turica» am 
*) In diesen Tagen hat der Bundesrat auf Grund eines neuen Ent- 
yurfs Herrn Hodler die Ausführung der Fresken übertragen.
	        
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