Full text: Jahresbericht für 1899 und Verzeichnis der Mitglieder pro 30. April 1900 (1899)

21 
Haufe von Mittelware» komponiert, fassen gewöhnlich so 
ausschliesslich Verkaufsinteressen ins Auge, dass dadurch die 
höhern Interessen, die eine Kunstgesellschaft mit ihren Aus- 
stellungen verfolgt, leicht in den Hintergrund gedrängt werden. 
Der Zufall aber treibt nur zu oft ein seltsames Spiel. 
Das einzig zuverlässige Mittel, zu guten Ausstellungen 
zu gelangen, bietet nach alledem nur der Versuch, die nam- 
haften Künstler direkt für unsere Bestrebungen zu interes- 
sieren. Und dieses Ziel verfolgte die Mission, mit der im 
Herbst des verflossenen Jahres der Sekretär der Kunstgesell- 
schaft, zum Besuch der Ausstellungen nach München delegiert, 
betraut wurde. Seine Bemühungen, die bereitwilliges Ent; 
gegenkommen fanden, sind nicht fruchtlos geblieben und ver- 
sprechen gute Wirkung noch auf lange hinaus. Aber es darf 
nicht bei diesem einen Versuche, und dieser Versuch darf 
nicht auf München beschränkt bleiben! Es müssen alle Mit- 
glieder der Zürcher Kunstgesellschaft, die in auswärtigen 
Künstlerkreisen Verbindungen besitzen, diese im gleichen 
Sinne für unsere Bestrebungen auszunützen immer rege sich 
bemühen. Freilich wird auch der Erfolg der regsten Be- 
mühung nicht von Dauer sein, wenn die Kauflust und Kauf- 
kraft des Zürcher Publikums sich nicht fördernder dem Künstler- 
haus zuwenden, wenn Zürichs Ruf als Kunstmarkt nicht 
draussen an Ansehen gewinnt. 
Von all diesen Verhältnissen und Schwierigkeiten hat das 
grosse kunstliebende Publikum schwerlich eine Vorstellung, das 
sıch daran gewöhnt hat, jeder neuen Ausstellung im Künstler- 
haus einen, aber auch gerade nur diesen einen Besuch abzustatten, 
um, je nach dem, flüchtiger oder aufmerksamer die Wände ab- 
zuwandeln; das Ausstellungen, wie sie nur ein ungewöhnlich gün- 
stiger Zufall eben zusammenführt, oder wie sie ein nur ausnahms- 
weise erschwinglicher Kostenaufwand ermöglicht, als «eben 
recht » mit freundlichem Nicken begrüsst: « So sollte es immer 
sein! », bescheidenere dagegen achselzuckend nur eben streift, 
— noch sehr weit davon entfernt, Kunstgenuss als Lebens- 
bedürfnis zu verspüren und durch liebevolles, wiederholtes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.