Länger nicht abweisbar erwies sich die Notwendigkeit
»iner Neuinstallierung der Sammlung. In den letzten
Jahren, also etwa seit man, die Schulthess - v. Meiss’sche
Erbschaft notdürftig unterzubringen, manch entbehrlich er-
scheinendes Stück in’s Magazin hatte wandern lassen müssen,
war die Sammlung durch manch hervorragendes Kunstwerk
bereichert worden. Man denke an die Vermehrung unseres
Besitzstandes von Koller-Studien und -Bildern anlässlich der
Koller-Jubiläums-Ausstellung! Denke an die Schenkungen:
an Hans Thomas «Lautenspielerin», Füsslis Selbstporträt. den
«Herbst» von Courtens*); an die Deposita des Bundes: Albert
Weltis Doppelbildnis seiner Eltern, das Tanzlegendchen von
Wilh. Volz, Sandreuters «Morgenstimmung im Maggiatal»**);
an die Ankäufe: die beiden Roedersteins, das Pastell von Roll,
Paul Roberts «Ilfingertal», Sandreuters «Waldwiese mit Rehen>».
[mmer mehr der Rahmen waren mit jedem Jahr ins Magazin
verschwunden; geeignete Bilder hatten Regierungsrat und
Stadtrat in Depot erhalten, um ‚den Regierungsratsaal und
die Räume des neuen Stadthauses zu schmücken; und immer
enger rückten trotzdem in den Sammlungssälen die Bilder
zusammen, so dass das eine das andere totschlug, Mittel-
mässigkeiten das Gute beeinträchtigten, keines mehr zur vollen
Geltung gelangte. Die Kommission gelangte zu der Ueber-
zeugung, dass da nur ein Kaiserschnitt helfen könne.
Aber war dazu jetzt der geeignete Moment, jetzt, da
zuverlässiger, als je, die Hoffnung erschien, dass in naher
Zeit das neue Kunsthaus fertig stehen werde ? Lohnte es noch, an
den «alten Kasten» so viel Arbeit und Kosten zu wenden?
Und dann: mehr als einen nicht eben grossen Teil der Samm-
lung konnte man, wollte man künstlerisch hängen, bei der
Beschränktheit des Raumes ja doch nicht unterbringen, —
konnte da Verstimmung ausbleiben, wenn nun, was unVver-
meidlich war, manches wertvolle Bild, manches, das diesem
*) Denen sich im Beginn des Jahres 1903 Piglheins «Centauren-
par am Meere», Stucks Panneau «Wein» und Segantinis Farbstift-
zeichnung «Die beiden Waisen» gesellt haben.
**) Zu denen seither Böcklius «Krieg» mit der Farbenskizze getreten ist,