Volltext: Jahresbericht 1913 (1913)

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Jahresbericht 1913 der Zürcher Kunstgesellschaft 
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Eine freie bildhauerische Durchführung, mit starkem Wechsel von Hell und Dunkel und 
grosser Austiefung, war in den Kunsthausreliefs deswegen unmöglich, weil die einzelnen Felder 
die Wandflächen nicht unterbrechen und zerreissen durften, sondern ausschliesslich ornamen- 
tal zu beleben hatten; es mussten also möglichst viele Teile des Reliefbildes im gleichen 
hellen Licht wie die vollen Wandflächen erhalten bleiben. Bei so grosser Zurückhaltung 
in der Tiefengestaltung, der eigentlich bildhauerischen Arbeitsweise, konnte am Kunsthaus, 
wie im Relief überhaupt, für jede darzustellende Form und Bewegung nur der denkbar 
klarste und sprechendste Ausdruck gewählt werden; Bewegungen nach rechts oder links, 
aufwärts oder abwärts, nicht aber nach vorn (gegen den Beschauer hin) oder in die Wand 
hinein; Körper und Körperteile von Menschen und Tieren stets in der Ansicht, die die 
grösste Fläche und den reichsten Umriss bietet, also vornehmlich im Profil. Für die 
Ausbreitung und Weitung der Darstellung zum füllenden Flächenschmuck stellte sich 
von Anfang an die Forderung, die starken Akzente über das ganze Viereck des Reliefs 
zu verteilen, eher der Peripherie nahe zu bringen als der Mitte; ebenso für die gleich- 
mässige «farbige» Wirkung, die Formen in der Tiefe (in tieferer Ebene). des Reliefs 
stark zu modellieren, weil Licht und Schatten dort schwächer abgestuft sind, während 
im hellen Licht vorn (in der Ebene der vordern Wandfläche) schon die geringste Model- 
lierung sehr kräftig zur Geltung kommt ; im Interesse klarer Bildwirkung musste wiederum 
Form auf Form nur schwach, Form auf (Relief-) Grund hingegen stark betont werden. 
Ebenso verlangten naturgemäss Stellen mit starker Bewegung der Form starke Gliederung 
in Hell und Dunkel, in « Farbe ». 
Bei der Frage, wie weit vom Bildhauer in dem bisher ausgeführten Teil des Zyklus 
das ursprüngliche allgemeine Programm erfüllt und die besondern technischen Aufgaben 
gelöst sind, muss noch einmal vom Gesamtplan ausgegangen werden, wie er zur Hälfte 
erst in Federskizzen vorliegt. So stellt sich die Folge allerdings als ein Kampf-Fries 
dar, in dem sich Gruppen von unbekleideten Männern und Frauen — Krieger und Ama- 
zonen — und Pferdeleiber in natürlicher Kraft und Bewegung entfalten. Zum Gegensatz 
von Mann und Weib in Körper- und Bewegungsformen tritt vermittelnd und ornamental 
bedeutungsvoll das Pferd. 
Das erste Feld zeigt drei Amazonen um ein Pferd gruppiert, die eine wird von 
der zweiten auf das Pferd gehoben, eine dritte hält das ungeduldige Tier; als Handlung 
ist damit die Vorbereitung zum Aufbruch gegeben. Dann folgen auf lebhaft schrei- 
tenden Pferden zwei Jünglinge, die gespannt dem Kommenden entgegenblicken. Das 
dritte Feld bringt in einem springenden Pferde mit dem vorauseilenden Krieger das 
ungestüme Drängen nach vorwärts und leitet über zu den Feldern der Nordostfassade. 
Hier entbrennt der Streit. Auf einen ersten Zusammenstoss — eine vorwärts strebende 
Reiterin wird durch einen Krieger nach rückwärts vom Pferde gerissen -— verdichtet 
und verwickelt sich der Kampf. Zwei Pferde bäumen sich, auf dem einen sitzt eine 
Amazone und holt zum Schlage aus, das andere hält ein Mann an den Nüstern, um sich 
hinauf zu schwingen. Zwei Gegner umschlingen sich, ein Pferd bricht zusammen. Dann 
liegt ein Kämpfer am Boden, der Sieger reitet weiter, ein Fussgänger geht ihm voraus. 
Dieses siebente Bild führt wieder, wie das dritte, um die Ecke zur nächsten, letzten, 
Gruppe, die in drei Feldern noch einmal ein Aufflammen des Kampfes, dann Tod und 
Ermatten, zuletzt das Erlöschen des Kampfes und den Schlusspunkt aller Bewegung zeigt.
	        
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