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Jahresbericht 1912 der. Zürcher Kunstgesellschaft
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Als Handlung könnten die einzelnen Reliefs den Gedanken des ganzen Zyklus
kaum klarer zur Anschauung bringen. Die schmückende Wirkung am Gebäude
beruht in der Komposition ebensosehr wie in der bildhauerischen Technik. Ueber diese
ist bereits Einiges gesagt worden. Nicht mit den berührten allgemeinen Grundsätzen über
Relieftechnik, wohl aber mit den besondern Verhältnissen am Zürcher Kunsthaus, wo die
Relieffelder in grosser Höhe stehen und der Architektur sich einordnen sollen, hängt es
zusammen, dass der Gesichtsausdruck der Kämpfer kaum mitspricht und die Gesichts-
züge unbestimmt, wie verschleiert gehalten sind. Die Gesichter sind weniger beredt als
die Gebärden. Wie am Gebäude die grossen Linien und Massen, wirken in den Relief-
darstellungen die grossen Bewegungen.
Uebereifrige Kritik hat bereits versucht, die Burckhardtschen Relieffüllungen an
Denkmälern des Altertums zu messen. Sie sind von antiker Skulptur im gleichen Grade
und in gleicher Art verschieden wie die Bauweise des Kunsthauses von der antiken
Architektur. Das Zürcher Kunsthaus ist kein fein gegliederter griechischer Tempel ın
pentelischem Marmor, es steht nicht in der leuchtend scharfen Luft des Südens. Sein
Baustein ist heimischer Sandstein, und als Denkmal unserer Zeit und Art soll es in
unserm herberen Schweizer Klima zeugen und bestehen.
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