Jahresbericht 1917 der Zürcher Kunstgesellschaft
15
Raumfrage. Durch die engen Verhältnisse im Künstlergütli allzulange zurück-
gehalten, hat sich die Gemäldesammlung in den wenigen Jahren seit dem Einzug in das
neue Kunsthaus durch Zuweisung von Leihgaben, Schenkungen und Ankäufen der Zürcher
Kunstgesellschaft nach aussen vielleicht nicht sehr auffällig, aber doch ununterbrochen
und stetig entwickelt. In der ersten Kommissionssitzung des Jahres wurde das dringende
Bedürfnis nach einer ganzen Gruppe von Räumlichkeiten festgestellt, so: 1. Raum für
Werke von F. Hodler nach dem Eintreffen des grossen Treppenhausbildes und Ausstattung
der .Loggia mit den Wandbildern von C. Amiet; 2. für die Abteilung der zeitgenössischen
Schweizer Maler, die in den Sälen VII und VIII schon nicht mehr Platz fand und in erster
Linie für zielbewussten und lebhaften Ausbau in Frage kommen muss; 3. für umfang-
reichere Werke von Schweizer Malern des 19. Jahrhunderts wie Diday, Calame, Grob,
Steffan, Baud-Bovy, Leon Gaud u. a., die infolge des Raummangels vollständig zurück-
gezogen und im Magazin aufgestapelt werden mussten ; 4, für Aquarelle und Zeich-
nungen neuerer Meister, der Saal J war bereits 1916 überfüllt. 5. für Skulpturen; solche
konnten bisher von der Zürcher Kunstgesellschaft kaum erworben werden, weil im
Kunsthaus keine Räumlichkeiten verfügbar sind, wo sie unter guten Bedingungen sicht-
bar gemacht werden können; 6. für Verlegung des Werdmüller-Kabinetts, das in seiner
bisherigen Umgebung als Fremdkörper wirkte; 7. für Ausstellung der Schenkungen
und Neuerwerbungen vor ihrer Einreihung in die Bestände der Sammlung; 8. für die
Ausstellung ausserordentlicher Leihgaben auf kurze Zeit; 9. Depoträume zur Aufstel-
Jung der magazinierten Werke als Studiensammlung und unter besserer Ueberwachung;
10. Raum für die Kopien aus dem Legat Armin Honegger; 11. Arbeitsräume für Kon-
servierungs- und Katalogarbeiten und für Aufstellung und Prüfung von Ansichtssendungen.
Diese Anforderungen ergaben sich aus der Gestaltung der Verhältnisse bis Ende 1916.
Wohl wurden durch den Umbau des «Empfangsraumes » einige Meter Wandfläche neu
gewonnen, ebensoviel ging aber wieder verloren, als die Bemalung der bisher als Aus-
stellungsraum für die Sammlung benützten Loggia in Angriff genommen wurde, Es war
ohne weiteres klar, dass nur ein Neubau, eine Erweiterung des Kunsthauses um einen
ganzen Flügel, hier die Lösung bringen würde. Erst nach diesen Feststellungen kamen
zu den bisherigen Beständen noch die zahlreichen Ankäufe aus der Hodler-Ausstellung
und die Leihgaben der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, die ihre lebhaften und erfolg-
reichen Bemühungen für einen tatkräftigen Ausbau der Sammlung ja erst im Sommer
des Berichtsjahres aufnahm, aber für die nähere Zukunft ein fest umrissenes Programm
verfolgt. Die Hodler-Leihgabe von Herrn Rütschi hätte wegen vollständiger Unmöglichkeit
einer Unterbringung abgelehnt werden müssen, wenn nicht für die Aufstellung eines Teils
der ältern Sammlungsbestände das Landolt-Haus verfügbar geworden wäre. Die Probe,
wie weit sich damit Abhilfe schaffen lässt, musste auf das neue Jahr verschoben werden.
m’
|