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Jahresbericht 1919 der Zürcher Kunstgesellschaft
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„im Burghölzgen“ gegen den Zürichsee mit seinen Kirchtürmen und Bergen. Welch ein
Kontrast zu diesen Idyllen die heroische Landschaft des Deutschrömers C. L. Frommel,
wo die Berghänge in steilen Linien zu den Schluchten hinabstürzen und die Felshörner
sich durch Wolken in den Himmel schwingen.
Die hier genannten Namen erscheinen in der Ausstellung neben andern; die Aus-
stellung wieder umfasst nur einen kleinen Teil der dem Kunsthaus überwiesenen 350 Blätter.
[n den nicht ausgestellten Beständen überwiegen die Schweizer und Zürcher aus der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Da die meisten Künstler nur mit einer oder zwei Arbeiten
vertreten sind, ist die Zahl der Namen sehr gross, die Sammlung sehr vielfältig zusammen-
gesetzt. Gegenüber dem Ganzen gewinnt auch das Bild von Stadtrat Landolt als
Sammler bestimmtere Züge. Er steht als Liebhaber mitten in seiner Zeit und im tätigen
Leben seiner Vaterstadt und nimmt mit offenem Auge und offener Hand Anteil am Schaffen
der in seiner nähern und weitern Umgebung lebenden Künstler. Ein Neujahrsblatt zum Besten
des Zürcher Waisenhauses von 1886 schildert seine Persönlichkeit eingehender. Als Student
schon teilt er seine Zeit zwischen dem Studium der Nationalökonomie und der Kunst-
geschichte, auf spätern Reisen in Deutschland, Frankreich, Holland, England und Italien
zwischen dem Besuch von Fabriken und Wohlfahrtseinrichtungen und den öffentlichen
und privaten Gemäldegalerien. Freundschaftlichen Verkehr mit Künstlern pflegt er vor
allem während eines Aufenthaltes in Rom. Sechsundzwanzigjährig kehrt er 1856 nach
Zürich zurück und kommt bald zu Amt und Würden. Er wird Stadtrat und bleibt es
während 22 Jahren bis 1879. Als Finanzvorstand bewältigt er glücklich grosse Aufgaben
in den 1860er Jahren, als die Kleinstadt Zürich nach allen Seiten und in allen Adern
sich zu recken und zu dehnen beginnt. Bei einer plötzlichen Finanzkrise infolge der
französischen Kriegserklärung ist es namentlich ihm zu danken, wenn für die Stadt die
Mittel erhältlich werden, die sie vor der Gefahr der Zahlungsunfähigkeit bewahren.
Ausseramtlich ist er Mitbegründer der städtischen Leihkasse und ihr Präsident von 1867
bis zu seinem Tode, 1857 bis 1872 Direktionsmitglied, nachher bis zu seinem Tode
Direktionspräsident von Leu & Co., Mitbegründer der von der Zürcherischen Hülfsgesellschaft
ins Leben gerufenen allgemeinen Krankenkasse, der Armenkrankenpflege, des Kinderpitals,
Mitbegründer, Vizepräsident und Quästor der Zwangsarbeitsanstalt Uitikon bis zu deren
Uebergang an den Staat; in der Gemeinnützigen Gesellschaft befürwortet er die Bewegung
für Erstellung von Arbeiterwohnungen und für die unentgeltliche Krankenpflege, 1865
zründet er die Statistische Gesellschaft und nimmt in der Folge an ihrer Leitung hervor-
ragenden Anteil, er bereitet den Boden und verfasst die Statuten für den Freiwilligen
Armenverein, von 1880 .bis zu seinem Tode ist er schliesslich auch noch Quästor der
Stadtbibliothek. Die Beschäftigung mit der Kunst tritt neben dem allem kaum zurück.
Wie er als Student begonnen, bildet er sich in jeder möglichen Weise durch Bücher und
Reproduktionen und immer wiederholte Rückkehr zu den Originalen weiter, und umgibt
sich selbst mit Kunstwerken. Seine Kupferstichsammlung wird allmählich berühmt, seine
Kennerschaft in weiten Kreisen hochgeschätzt. Wie es sich im Jahre 1870 um den Ankauf
der Bühlmannschen Sammlung für das Eidg. Kupferstichkabinet handelt, ersucht man ihn,
als Experte in Rom die Sammlung zu ordnen und zu taxieren. Im Jahre 1857 hatte
ler Zürcher Bürgermeister Hess für eine Kupferstichsammlung im Eidg. Polytechnikum,
lerten Wünschharkeit als Anschauungsmaterial und Studiensammlung für die Vorlesungen