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Jahresbericht 1919 der Zürcher Kunstgesellschaft
Von Veröffentlichungen wurden 12,871 Ausstellungskataloge verkauft (1918: 14,989).
34 Kataloge der «Walze» (1918: 120) und 5,226 Bildkarten (1918: 2,177), daneben
illustrierte Kataloge der Ausstellungen A. Welti und F. Hodler, Neujahrsblätter, illustrierte
Jahresberichte, Kataloge des graphischen Werkes von A. Welti und Hefte der Monats-
schrift «Das Kunsthaus».
Als beinahe katastrophal muss der finanzielle Abschluss des Betriebsjahres
3mpfunden werden. Die Rechnung verzeichnet eine Beanspruchung des Betriebsfonds
von Fr. 68,000, der Kursrückgang der Wertschriften brachte eine weitere Verminderung um
Fr. 14,000, sodass er zu Beginn des neuen Jahres nicht einmal mehr Fr. 20,000 beträgt.
Die drohende Gefahr war dem Vorstand nicht entgangen. In einem Rundschreiben
an die Mitglieder hatte er im August auf den Rückschlag und seine Ursachen und mög-
lichen Folgen hingewiesen und einen eindringlichen Appell für die Zuwendung von frei-
willigen Beiträgen ergehen lassen. Im Juni schon war ein ausführlich begründetes Gesuch
an den Stadtrat um Erhöhung der städtischen Subvention auf Fr. 45,000.— gerichtet
worden; dass die auf die bescheidenen Verhältnisse im Künstlerhaus und im Künstlergütli
zugeschnittenen Beiträge von Fr. 5000.— an den Betrieb und Fr. 2000.— an die Samm-
lung mit den Leistungen der Zürcher Kunstgesellschaft für die Oeffentlichkeit in Form
der ständig stärker benützten freien Eintritte am Mittwoch und Sonntag und der eigenen
Aufwendungen für den Ausbau und den Unterhalt der Sammlung schon längst in keinem
Verhältnis mehr standen, lag auf der Hand. Für das Jahr 1919 war nach der Aufstellung
;n dem Zirkular an die Mitglieder ein Defizit von Fr. 25,000.— aus dem reinen Betrieb
and !s von Fr. 40,000.— für noch zu tilgende Umbaukosten des Landolthauses vor-
gesehen. Diese Berechnung wurde insofern bestätigt, als der reine Betrieb einen noch
atwas grössern Ausgabenüberschuss von rund Fr. 30,000.— aufweist, während die Bau-
kosten etwas unter Fr. 40,000.— geblieben sind. In der Betriebsrechnung sind die Ein-
nahmen gegenüber dem Vorjahre zwar annähernd stabil geblieben, oder nur leicht zurück-
zegangen, die Mitgliederbeiträge weisen sogar eine nicht unerhebliche Steigerung auf.
Ueber jedes Verhältnis hinaus stiegen aber im Zusammenhang mit der allgemeinen
Teuerung die hauptsächlichsten Ausgabeposten wie Heizung und Beleuchtung, Besoldungen,
Bureauspesen, Reklame und Drucksachen. Um derartigen Ausgaben entgegenzuarbeiten,
wurden in der zweiten Hälfte des Jahres die Garderobengebühren auf Fr. —.20, die
Eintrittsgelder um 50 % erhöht; das Zirkular an die Mitglieder ergab freiwillige
Beiträge in der Höhe von rund Fr. 11,000.—; eine Erhöhung des Mitglieder-
beitrages wurde ernstlich und wiederholt erwogen, aber schliesslich wieder zurück-
gestellt. Auch von eigentlichen Betriebseinschränkungen im Sinne von Sparmass-
nahmen glaubte der Vorstand absehen zu dürfen, solange die Hoffnung auf eine Erhöhung
der städtischen Subvention noch gehegt werden durfte. Als aber im Dezember der
städtische Finanzvorstand empfahl, das Gesuch zurückzuziehen, da eine Möglichkeit, ihm
zu entsprechen angesichts der Finanzlage der Stadt Zürich vollständig ausgeschlossen
sei, fand sich die Kunstgesellschaft allein auf sich selbst gestellt und in der Zwangslage,
mit allen Kräften die Wege zu suchen, die für die kommenden Jahre einen Ausgleich
zwischen den zu Gebote stehenden Mitteln und den an sie herantretenden Ansprüchen
erreichen lassen, nötigenfalls auch auf Kosten der Ansprüche des Publikums und unter
weiterer Mithilfe der Gesellschaftsmitglieder. Entsprechende Massnahmen wurden für das
Jahr 1920 vorgesehen.