Jahresbericht 1920 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Kunsthauses eine gewisse Einbusse unvermeidlich gewesen war, da sie eben für beschei-
denere Verhältnisse und zur Betrachtung aus nächster Distanz berechnet sind. Ueber den
bisherigen Bestand hinaus ergänzte der Vorstand die Sammlungskommission nach diesen
Verlusten durch vier, nicht nur zwei neue Mitglieder, in den Herren C. Brüschweiler,
Maler K. Hügin, Direktor H. Kurz, Bildhauer H. Haller. In die Bibliothekkommission
wurden nach den Rücktritten des Vorjahres die Herren Maler R. Mülli und Dr. H. Walther
neu gewählt, in die Finanzkommission an Stelle des nach verdienstvoller Mitarbeit zurück-
iretenden Herrn Oberst Ulrich Herr Dir. P. Alther, in die Unterhaltungskommission als
neue Mitglieder die drei Maler C. Moos, Adolf Schnider, H. Wiesmann. Kurz vor Jahres-
schluss starb als Mitglied dieser Kommission der greise Leonhard Steiner; 1836 geboren,
war er schon 1858 Mitglied der Künstlergesellschaft geworden und hatte in dieser, wie
dann in der neuen Kunstgesellschaft, die geselligen Zusammenkünfte durch Jahrzehnte
hindurch mit freundlichen poetischen Gaben verschönt, ein zweiter Martin Usteri. Zur
Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn die Zürcher Kunstgesellschaft im Jahre 1914
zu ihrem Ehrenmitglied. Immer öffnete sie auch von Zeit zu Zeit dem gewandten, geradezu
volkstümlichen Aquarellisten ihre Ausstellungssäle.
Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Januar 1920 mit den noch im Herbst 1919 für
das neue Jahr eingelaufenen Anmeldungen nominell 1748. Bei der Erhebung des Jahres-
beitrages ergaben sich aber unter den neu angemeldeten und den bisherigen Mitgliedern
so viele Austritte, dass sie durch die Neueintritte während der folgenden Monate nicht
mehr ausgeglichen werden konnten; 197 Austritten und Todesfällen stehen 165 Eintritte
gegenüber. Der Bestand ging damit bis zum 1. Januar 1921 auf 1716 zurück, womit
immerhin auch die bisher erreichte Höchstzahl von 1604, im Jahre 1919, noch über-
schritten bleibt. Ein Mitgliederverzeichnis in der früher üblichen Form wird wegen der
hohen Druckkosten auch diesem Bericht noch nicht beigegeben, das vollständige Ver-
zeichnis aller Neuaufnahmen, Austritte und Todesfälle während des Berichtsjahres ist
aber in den Heften 1920, 1, 3/7, 8/9, 10/12 des „Kunsthaus“ enthalten. Unter den
Verstorbenen befinden sich zwei hervorragende Sammler und eine in weiten Kreisen
hochgeachtete Kunstfreundin: die Herren Dr. Imhof-Blumer und Dr. Hans Schuler, der erst
im Sommer 1919 wegen fortschreitender Erkrankung aus Vorstand und Sammlungskom-
mission zurückgetreten war, und Fräulein Mathilde Schwarzenbach. Herr Dr. Schuler und
Fräulein Schwarzenbach haben sich durch wertvolle Vermächtnisse an die Sammlung im
Kunsthaus die bleibende Dankbarkeit der Zürcher Kunstgesellschaft und der Zürcher
Bevölkerung gesichert. Frühere Zuwendungen von Herrn Dr. Schuler an das Kunsthaus und
seine persönliche Mitarbeit an dessen Aufgaben sind bei Anlass seines Rücktrittes aus
dem Vorstand und der Sammlungskommission bereits im letztjährigen Bericht erwähnt
worden. Bei der Beisetzung widmete im Namen der Zürcher Kunstgesellschaft Herr
S. Righini seinem Andenken die Worte tief empfundener Anerkennung und des Dankes,
die sich angesichts der Gesinnung und der Leistungen des Verstorbenen aufdrängten.
Auch an der Bahre von Herrn Dr. Steiger und von Leonhard Steiner gab Herr Righini
als Vertreter der Zürcher Kunstgesellschaft der Trauer um den schweren Verlust und
der Dankbarkeit für das im Leben von den Dahingeschiedenen Geleistete beredten Ausdruck.
Ausser den in den Abschnitten «Sammlung» und «Bibliothek» näher gewürdigten
Zuwendungen von Kunstwerken und Büchern wurden der Kunstgesellschaft verschiedene
überaus willkommene Schenkungen in Form von Beiträgen an bestimmte Fonds zuteil:
durch die Angehörigen von Herrn Dr. A. Steiger Fr. 1000.— für den Sammlungsfonds,