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Jahresbericht 1920 der Zürcher Kunstgesellschaft
aus dem Nachlass von Herrn Th. Sprecher-Wirth und zum Andenken an Fräulein Betty
Escher je Fr. 500.— ohne besondere Zweckbestimmung, die vom Vorstand je zur Hälfte
auf den Betriebsfonds und Sammlungsfonds verteilt wurden; durch die Hinterlassenen
von Herrn Dr. M. Fr. 1000.— für die Kunsthauserweiterung (in der Rechnung vorläufig
je zur Hälfte dem Neubaufonds und dem Betriebsfonds unter «freiwillige Beiträge» zu-
gewiesen); sodann gelangten auch die nach testamentarischer Bestimmung des im Vor-
jahre verstorbenen Herrn G. Henneberg der Kunstgesellschaft zugedachten Beträge von
Fr. 15,000.— als Beitrag an den Sammlungsfonds und Fr. 11,000.— für den Betriebsfonds
zur Auszahlung. Die Firma Keller & Co., Baugeschäft, stiftete Fr. 100.— für die Deckung
des Betriebsdefizites. Im Verein mit den auf einen Ruf an die Mitglieder eingelaufenen
einmaligen Beiträgen und den Zusagen für freiwillige Erhöhung des J ahresbeitrages haben
alle diese Schenkungen mitgeholfen, die im letzten Jahr drohende Krisis zu überwinden
ınd der Kunstgesellschaft wieder Atem zu geben für weitere lebendige Tätigkeit.
Die Reihe der gesellschaftlichen Anlässe wurde durch ein wohlgelungenes
Bächtelismahl eingeleitet; die vergnügliche Menukarte in farbiger Lithographie von Prof.
Ed. Stiefel war eine Gabe von Herrn Architekt M. Haefeli. In den ersten Monaten des
neuen Jahres folgten Vorträge der Herren Dr. Hermann Ganz und Dr. K. Escher. Für
den Winter 1920/21 wurde mit der Einrichtung einer bestimmten Anzahl von Vorträgen
ınd planmässiger Berufung der Redner eine straffere Form für das Vortragswesen gesucht,
anderseits auch für eine den Zeitverhältnissen angemessene Honorierung gesorgt und ein
Eintrittsgeld auch von Mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft erhoben. Von diesen
Abonnementsvorträgen fielen in das Berichtsjahr drei Abende mit Heinrich Wölfflin,
Prof. Rintelen und Prof. H. A. Schmid als Rednern. Im Dezember fand die übliche Zu-
sammenkunft mit der Verlesung des Neujahrsblattes statt.
Die Monatschrift «Das Kunsthaus» brachte es wegen der ins Unerschwingliche
steigenden Druck- und Papierkosten im Berichtsjahr nur auf wenige Hefte. Im Sommer
musste die Ausgabe eingestellt werden. Erst im Winter gelang es, nach anfänglich
völlig erfolglosen Bemühungen, im Hinblick auf den erwarteten Preisabbau noch einmal
ainen Weg zu finden und das Weitererscheinen, für den Rest des Jahres und für 1921,
vorerst in einigen Sammelheften, wieder möglich zu machen.
Die Beziehungen zu andern Vereinen wurden im bisherigen Umfang un-
getrübt aufrecht erhalten. Als Sektion des Schweizerischen Kunstvereins übernahm die
Kunstgesellschaft den Verkauf einer Anzahl von «Turnus»-Losen; auf die Turnusausstellung
selbst musste sie ausnahmsweise verzichten; für ihre Bemühungen um die Weiterführung
des Schweizerischen Künstlerlexikons, insbesondere für Materialanschaffungen und Arbeits-
‚öhne, gewährte ihr der Schweiz. Kunstverein eine Entschädigung von Fr. 1000.—. Die
enge Verbindung mit der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde prägt sich in den Leihgaben
aus, die im Einverständnis mit der Sammlungskommission: durch die Vereinigung dem
Kunsthaus gesichert und überwiesen wurden. An einem von der Vereinigung veranstalteten
Vortragsabend, an dem Herr Adrien Bovy aus Genf über Genf als Kunststadt in Ver-
zangenheit und Gegenwart sprach, waren die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft
als Gäste geladen, die Mitglieder der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde ihrerseits durch
die Zürcher Kunstgesellschaft zu der am 28. November veranstalteten Feier für die
Uebernahme der Legate Hektor Hodler, Dr. Hans Schuler und Richard und Mathilde
Schwarzenbach. Die Künstler der Sektion Zürich der Gesellschaft schweizerischer Maler,
Bildhauer. und Architekten und der Künstlervereinigung Zürich genossen wie bisher Gast-