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Jahresbericht 1924 der Zürcher Kunstgesellschaft
Schenkungen oder Leihgaben ihr anvertrauten Kunstwerke eine weitergehende Ausnutzung
nicht mehr erlauben. Es ist gut, wenn der zu eng gewordene Rahmen endlich in allen
Fugen sich weitet.
Anlass zu wiederholter Neueinrichtung von Sälen bot die mehrfache Beiziehung
der Räume VM-IX zu Monats-Ausstellungen. So wurde die Schenkung eines Basler
Kunstfreundes das Jahr hindurch abschnittweise in ihren verschiedenen Teilen gezeigt,
in Saal VII jeweilen Gemälde, im «Empfangsraum>» Zeichnungen und Aquarelle. Weniger
eingreifenden Wechsel erfuhren andere Sammlungssäle bei der Wegnahme bisher aus-
gestellter und der Einreihung von neuen Werken. Zur Abklärung der verschiedenen
Möglichkeiten für die Bemessung und die Wirkung des Seitenlichtes wurden die Fenster
aller Säle des ersten Stockwerkes mit verschiedenem Material und auf verschiedene Höhe
abgedeckt und der Einfluss namentlich auf die Spiegelung von Fenster, Boden und Wänden
in den Bildern zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten und bei hellem und be-
decktem Himmel geprüft. Die gemachten Beobachtungen wurden in Verbindung mit den
Beobachtungen in andern Ausstellungsgebäuden der Anlage der Fenster und Belichtungs-
vorrichtungen im Erweiterungsbau zugrundegelegt.
Die Inventare erhielten 396 neue Eintragungen. Montiert wurden 39 Zeichnungen
352 graphische Arbeiten und 117 Photographien. Von den vier Böcklin-Bildern der Schenkung
Fleischl-Schwarzenbach wurden zwei im Berichtsjahr von dem Restaurator Albert Schenk
in Schaffhausen behandelt, die Campagnalandschaft für Ersatz des zerstörten Firnisses,
die Quellnymphe zur Sicherung der stellenweise vom Grund sich lösenden Farbschicht.
Auch bei den zwei übrigen Bildern erwiesen sich Sicherungsmassnahmen als angezeigt,
sie wurden erst im Jahr 1925 abgeschlossen. Ueber die Arbeit an allen vier Bildern
berichtet der erwähnte Aufsatz im Jahrbuch für Kunst und Kunstpflege in der Schweiz.
An wissenschaftlichen Einzelergebnissen über Werke der Sammlung ist zu notieren
die nähere Beleuchtung von drei bisher ziemlich fremd in der Sammlung stehenden Arbeiten
von Philipp Hieronymus Brinckmann, Inv. Nr. 411, 412, 659, durch die dem Künstler
gewidmete Monographie von G. Jacob; die Festlegung von «Apollo und Marsyas» von
Jordaens, Inv. Nr. 589, als Wiederholung des viel künstlerischer und freier gemalten
grossen Bildes in der reichen Jordaens-Koullektion des Museums in Gent, von dem die
schon vor Jahren erbetene gute Photographie nun erhältlich wurde; die neue, durch ein
erhebliches Tauschangebot gestützte Echtheitserklärung der «Hochzeit zu Kana» als
Originalzeichnung von Rembrandt durch Hofstede de Groot, die schon durch Kronig aus-
gesprochen worden war, während neuerdings Frits Lugt sie nur als Schularbeit gelten
lässt; die endgültige Anerkennung der als Dürer und Raphael der Sammlung gehörenden
beiden Zeichnungen durch F. Winkler und O. Fischel, im besondern des ersteren Nachweis,
dass der Zürcherische Dürer schon in einem Skizzenbuch des jüngern P. Vischer im
Louvre sich neben andern Dürer-Zeichnungen kopiert findet.
Gesuche um Reproduktionsermächtigungen betrafen einmal die beiden eben genannten
Meisterzeichnungen, der «Sol» von Dürer soll im Jahrbuch der preussischen Kunstsamm-
lungen von K, Parker und im Lippmannschen Werk der Dürerzeichnungen von F. Winkler
publiziert werden, das Studienblatt von Raphael wurde von Oskar Fischel für das Bur-
lington Magazine und das Corpus der Raphaelzeichnungen aufgenommen; dann 19 Blätter
von R. Denzler, H. Freudweiler, J. H. Füssli, Salomon Gessner, F. Hegi, Salomon Landolt,
Heinrich Maurer, Conrad Meyer, Dietrich Meyer, J. H. Meyer, W. Scheuchzer, H. C. Schulthess,
zum Teil aus den Malerbüchern, für ein durch den Verlag des Berichthaus vorbereitetes