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Jahresbericht 1927 der Zürcher Kunstgesellschaft
m 13. Februar beschloss das Zürcher Volk auf Antrag des Stadtrates die
AN Erhöhung des jährlichen städtischen Beitrages an das Zürcher Kunsthaus von
25,000 auf 63,000 Franken, wovon gemäss dem Antrag des Stadtrates 40,000 dem
Betrieb und 23,000 Franken der Sammlung zugute kommen sollen. Die vertrauende
Anteilnahme an den Aufgaben und Bestrebungen des Kunsthauses war schon
vor der Abstimmung so gross und allgemein, dass es nicht notwendig wurde, die
verhängnisvollen Folgen einer allfälligen Ablehnung besonders auszumalen. Die
Möglichkeiten für das Kunsthaus und die Verpflichtungen für seine Organe, die
aus der Annahme sich ergeben, beleuchten am nachdrücklichsten die Worte mit
denen Heinrich Wölfflin vor der Abstimmung für ein Ja sich einsetzte:
„Man muss es offen sagen, Zürich besitzt in seinem Kunsthaus noch nicht
das Museum für bildende Kunst, das der Bedeutung der Stadt entspricht. Was
den Ruhm des Kunsthauses (auch im Auslande) ausmacht, sind wesentlich die
wechselnden Ausstellungen, die bleibenden Bestände des Hauses stehen dazu in
keinem rechten Verhältnis. Nun liegt es aber in der Vergangenheit begründet,
in Tatsachen, die sich nicht ändern lassen, dass die Zürcher Sammlung keinen
Stock von alten Bildern besitzt. Der Vorsprung Basels ist nicht mehr einzuholen.
Ganz von selber ergibt sich dadurch für die Leitung die Aufgabe, bei Ankäufen
den Nachdruck auf die neuere Kunst zu legen (und jedenfalls zu vermeiden,
dass durch ungenügende Beispiele eine falsche Vorstellung von alter Kunst erzeugt
werde), aber selbst wenn man erst mit dem 19. Jahrhundert zu sammeln beginnt,
so erfordert das ausserordentliche Summen, die grossen Maler dieser Zeit —
soweit sie überhaupt noch auf den Markt kommen — stehen sehr hoch im Preis,
und man wird darum von der neueren Kunst immer wieder zur neuesten sich
hingedrängt finden.“
Und: „Jedes Museum hat die hohe erzieherische Mission, den Privatgeschmack
zu leiten, ein unaufdringlicher Berater für den einzelnen Liebhaber und Käufer
zu sein, aber es ist eine Gefahr, wenn das Museum selber auf dem Niveau des
Privatmannes stehen bleibt, es muss höhere Masstäbe geben, den Aufstieg zu