Full text: Jahresbericht 1929 (1929)

3 
Jahresbericht 1929 der Zürcher Kunstgesellschaft 
vereinigt hatte, vorbereitet durch langjähriges Sammeln von Fingerringen, trat er 
an das ihm sonst noch nicht vertraute Gebiet und widmete sich ihm mit so 
zrosser Konsequenz und Hingabe, dass nach wenigen Jahren die ursprüngliche 
Abtsche Sammlung, immer wieder gesichtet und gesäubert, nur noch einen zahlen- 
mässig wenig hervortretenden Bestandteil einer weit über die anfänglichen Grenzen 
herausgreifenden Sammlung von europäischer Bedeutung bildete. Nie vergass aber 
Alfred Rütschi auch in zeitweise anders gerichteter Sammlerleidenschaft das 
Zürcher Kunsthaus und die weitern künstlerischen Aufgaben Zürichs. 
Bis im Sommer des letzten Jahres stand er mit neuen Anregungen und mit 
Mahnungen zur Erfüllung schon längst erkannter Verpflichtungen in Verbindung 
mit dem Kunsthaus; er war eben noch im Juni in einem ausführlichen Schreiben 
auf solche Fragen eingetreten, in dem er seine Vorschläge mit der Schenkung von 
vier Bildern Edvard Munchs begleitete. Verhandlungen über die Regelung seiner 
Hinterlassenschaft, soweit er das Kunsthaus dabei in Rechnung zu ziehen 
wünschte, hatte er von sich aus eingeleitet und zum Schluss geführt, als er der 
Krankheit erlag. Gemäss unmittelbarer testamentarischer Bestimmung waren dem 
Zürcher Kunsthaus neun Künstlerbildnisse und die Bücher und Mappenwerke 
über Kunst zugedacht. In Vollstreckung des noch nicht in endgültiger Form nieder- 
gelegten weiter gehenden Willens des Verstorbenen entschlossen sich die Hinterlas- 
zenen in überaus dankenswerter Weise, ihrerseits noch zwei grosse Schenkungen 
zu vollziehen, deren vertragliche Regelung noch vor Jahresschluss erfolgen konnte. 
Sie stellten dem Kunsthaus Fr. 94.567.10 aus einer Lebensversicherungs- 
police zur Verfügung für die Errichtung einer Kunstschule mit der Bestimmung, 
dass der Betrag bei einer Bank zinstragend anzulegen und, wenn die Kunstschule 
innerhalb fünfzig Jahren nicht zustande komme, mit Zins und Zinseszinsen dem 
Sammlungsfonds des Kunsthauses einzuverleiben sei. Sie schenkten ausserdem 
einen Betrag, für dessen Gegenwert das Kunsthaus aus dem Kunstbesitz von 
Herrn Rütschi die Werke sich sichern konnte, die für die Sammlung in erster 
Linie als wertvoll gelten mussten. Das Uebereinkommen erlaubte die Erwerbung 
der überwiegenden Mehrzahl der bisher als Leihgaben von Herrn Rütschi im 
Kunsthaus ausgestellten Gemälde schweizerischer und ausländischer Künstler, 
namentlich der fast ungeschmälerten Hodlersammlung und deren Ergänzung 
mit den Bildern „Grindelwaldgletscher 1914“, „Bildnis Schriftsteller Martin 1916“, 
„Landschaft bei Caux mit aufsteigenden Wolken 1917“ aus der Privatsammlung 
von Herrn Rütschi. Die im Vermächtnis und in den Schenkungen von Herrn 
Rütschi und seinen Hinterlassenen enthaltenen Werke sind im Abschnitt „Samm- 
lung“ dieses Berichtes einzeln aufgeführt. Hier ist nur zu sagen, dass in ihnen 
in vorbildlicher Weise die Gesinnung und das Werk eines Zürcher Kunstfreundes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.