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Jahresbericht 1931 der Zürcher Kunstgesellschaft
auch alte Bilder besitzt, die erhöhte Aufmerksamkeit und Pflege verlangen. Die beiden
Tafeln aus der Umgebung des Konrad Witz, Inv. Nr. 1466 und 1623, hatten über den
Sommer wieder Blasen aufgestossen, die von F. Bentz Basel niedergelegt wurden. Ver-
schiedene der grossen Bilder von Hodler, die Kriegerfiguren Inv. Nr. 817, 818, 819, 820,
1153 und 1154, Rückzug von Marignano Inv. Nr. 1584, Der Tag Inv. Nr. 1165, liessen eine
genaue Ueberprüfung ihres Zustandes und die Vorbereitung vorsorglicher Massnahmen
als wünschbar erscheinen. Kleinere Sicherungsarbeiten in Bildern von Albert Welti, vor-
nehmlich dem Zivilstandsfries Inv. Nr. 1451 und der «Walpurgisnacht» Inv. Nr. 989, ferner
Böcklin «Putto mit Schmetterling» Inv. Nr. 594, wo die Farbschicht an einzelnen Stellen
Absplitterungen aufwies oder in nächster Zeit erwarten liess, wurden durch Jakob Meier
Zürich ausgeführt. Dieser vollzog auch die Reinigung und Neufirnissierung der «Winter-
nacht» von Edvard Munch Inv. Nr. 2204, besserte in der grossen «Foire» von A. Blanchet
Inv. Nr. 1383 einige kleine Risse aus, die durch zu starke Spannung im Rahmen ent-
standen waren, und stellte den Firnis in drei Bildern von Heinrich Freudweiler, dem
Räbenspiel und dem Sidelenritt der Meisenzünfter und der neuen Schenkung «Freud-
weiler als Jäger mit Frau und Schwägerin am Sihlsprung», wieder in Ordnung. In der
«Landschaft» Inv. Nr. 910 von Hans Sturzenegger wurde durch den Künstler persönlich
eine durchgewachsene Stelle neu gedeckt und gleichzeitig, wie auch in der «Landschaft
mit Regenbogen» Inv. Nr. 814 und dem «Selbstbildnis» Inv. Nr. 1211 der Firnis ersetzt.
Die im letzten Bericht noch in Aussicht gestellte Freilegung der «Anbetung» des
Zürcher Nelkenmeisters, Inv. Nr. 1929, wurde mit grösster Behutsamkeit durch Fred
Bentz Basel in verschiedenen Etappen durchgeführt und knapp vor Jahresende abge-
schlossen. Die technische Untersuchung hatte bestätigt, dass die originale, leuchtende
Farbe des Königsmantels und des blauen Ueberwurfs der Madonna offenbar wegen ziem-
lich erheblicher alter Beschädigungen um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer von
Anfang an dunkleren oder nachgedunkelten Uebermalung in schlechter Modellierung
und bild- wie zeitfremder Schraffierung zugedeckt worden war und über dieser wieder,
wie auch auf andern Stellen im Bild, den Schlagschatten der Figuren, den Schuhsohlen
des knienden Königs, der Landschaft, noch jüngere fremde Retuschen lagen. Unter den
Uebermalungen traten neben den Fehlstellen, die auf dem weissen Grund immerhin noch
die alte Vorzeichnung aufwiesen, die einfachen starken Farben der übrigen Tafeln des
Michaelsaltars zutage. Die ältere, zum Teil steinhart gewordene Uebermalung wurde dort
belassen, wo sie ohne Gefahr für das darunter liegende Original nicht entfernt werden
konnte. So zeigen die beiden roten und blauen Mäntel nun nebeneinander die alte
Originalfarbe, Reste der Uebermalung und mit Tempera im Ton der Originalfarbe wieder
gedeckte Fehlstellen, als Ganzes aber fügt sich die Anbetung durchaus in den hellen etwas
herben Klang der übrigen drei Tafeln des Altars. Parallel mit der maltechnischen Unter-
suchung und Behandlung ging die mechanische Sicherung der Tafel durch Hinterziehung
mit einem Mahagonibrett und einem Lattenrost in sorgfältiger Schreinerarbeit. Für die
Uebernahme der Kosten aller dieser Arbeiten ist das Kunsthaus den Donatoren des Bildes
zu besonderem Dank verpflichtet. Die Untersuchung des Nelkenmeisterbildes gab Anlass
zu einer Ueberprüfung der während längerer Zeit neben den Schweizer Meistern des
15. Jahrhunderts ausgestellten vier Oberdeutschen Tafeln, deren farbige Erscheinung
einige Rätsel aufgab; auch hier ergab sich, dass die gegenwärtige «altmeisterliche» Tönung
als mehr künstliche denn natürliche Patina, in oberflächlich oxydiertem Kupfergrün.