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Jahresbericht 1932 der Zürcher Kunstgesellschaft
Holzplatte gefährdet, und über alten Fehlstellen standen schwerfällige, zu weit gehende
Uebermalungen, sodann war das Gesicht der Figur dadurch verletzt, dass bei einer frühern
Behandlung ein dreieckiges Stück der Farbschicht von einem heissen Eisen aufgespiesst
und zusammengeschoben worden war. Herrn Klausner gelang es, die Farbschicht wieder
zu strecken und diese wie andere Entstellungen auf ein viel geringeres Mass zurückzu-
führen, Aehnlich war auch die im Vorjahre als Vermächtnis von Herrn Dr. S. Rhonheimer
in die Sammlung gelangte Predella zu dem verlorenen Amazonenkampf von Hans von
Marees über breiten Craquelüren und einigen andersartigen Beschädigungen mit breit
deckender, glanzloser Farbe übermalt und an den Rändern stellenweise ausgebrochen. Es
gelang, die ursprüngliche Intensität der tiefgrünen und violettblauen Töne der Land-
schaft und der braunen Karnation frei zu legen und wieder zum Leuchten zu bringen, wie
auch die Zeichnung einzelner Figuren besser erkennbar und verständlich wurde. Eine
genaue Untersuchung des sogenannten «Selbstbildnisses von Tobias Stimmer» Inv. Nr. 238,
das als wertlos seit Jahrzehnten im Depot verwahrt wurde, mit Wegnahme der alten
Schmutz- und Firnisschicht, ergab, dass das Bild stark beschädigt ist und keine Anhalts-
punkte dafür, dass es das Werk von Stimmer zu bereichern vermöchte.
Die übrigen Arbeiten beschränkten sich auf Wiederbefestigung einzelner kleiner
Bruchstellen und Risse, Folgen zu starker Austrocknung, an einigen neuen Bildern,
F. von Lenbach «Herrenbildnis» Inv. Nr. 441, Vincent van Gogh «Strohhütten in Auvers»
Inv. Nr. 1398, Edvard Munch «Fräulein W.» Inv. Nr. 1462, «Schiffsabbruch Inv. Nr. 1924,
«Apfelbaum» Inv. Nr. 1925. Dem Maler Hans Sturzenegger wurden auf seinen Wunsch seine
beiden Bilder «Landschaft mit Regenbogen» Inv. Nr. 814, und «Landschaft» Inv. Nr. 910
zur Neufirnissierung für kurze Zeit überlassen.
Für eine gewisse Beweglichkeit in der Einrichtung der Sammlungssäle
sorgt ausser den aus dem Wachstum der Bestände sich ergebenden Veränderungen auch
die Nachbarschaft der gelegentlich über ihren Bereich hinausgreifenden wechselnden
Ausstellungen. Am häufigsten werden die sonst den Zürcher Künstlern vorbehaltenen
Sammlungsräume VII, VIII, IX, beansprucht. Im April des Berichtsjahres mussten für die
Turnusausstellung des Schweizerischen Kunstvereins auch die Säle A und B rechts der Halle
zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig wurde die Sammlung Oscar Schmitz in die
sonst mit den eigenen neuen ausländischen Bildern besetzten Säle J und K übergeführt.
[m September legten die Wegnahme der dreizehn Hodlerbilder für die Ausstellung in
Winterthur und die Notwendigkeit einer genauen Untersuchung und Sicherung der grossen
Kompositionen «Tag» und «Marignano II» nahe, mit der Einrichtung der Picasso-
Ausstellung im zweiten Stockwerk des Sammlungsbaues einmal Ausstellung und Sammlung
zu vertauschen und diese in den Sälen des ersten Stockwerks in einer gewissen Konzentra-
tion für einige Monate neu aufzubauen. Um die auch erheblich geschmälert noch starke
Hodlersammlung mit den grossen Kompositionen in Treppenhaus und Halle, den frühen
Staffeleibildern im Kuppelraum und den neueren im grossen Mittelsaal, legten sich in
den Oberlichtsälen III und IV die bernerischen und westschweizerischen Zeitgenossen und
Nachfolger von Hodler, in den Seitenlichtsälen VII, VII, IX die Zürcher und die Basler,
Das geschlossene Bild der Sammlung, wie es sich bei der Eröffnung des Erweiterungs-
baues mit ruhiger und klarer Gliederung in Altbau, Neubau und Landolthaus darbot, ist
im Lauf der wenigen Jahre durch die Wandlungen in der Zusammensetzung der Bestände
mehr und mehr erschüttert und zerrissen worden, zugunsten vielleicht gesteigerter Einzel-