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Jahresbericht 1932 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Ausstellung
Kollektionen von zehn und mehr Werken brachte das Berichtsjahr von zwölf
lebenden und einem verstorbenen Schweizer Künstler — Cuno Amiet, Paul Bodmer, Wilfried
Buchmann, Rudolf Dreher, Giovanni Giacometti, Karl Hügin, Otto Morach, Aldo Patocchi,
Adolf Schnider, Fred Stauffer, Oscar Weiss, Charles Welti, Albert Welti (1862—1912) —
und von vier lebenden Ausländern, Pierre Bonnard, Edvard Munch, Picasso, Eduard Vuil-
lard. Sammelausstellungen von Künstlervereinigungen bestritten die Sektion Zürich der
Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten mit 214 Werken von
38 Künstlern, die Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bild-
hauerinnen und Kunstgewerblerinnen mit 71 Werken von 34 Ausstellerinnen und das
«Graphische Kabinett» mit 256 Werken von 15 Künstlern. Der «Turnus» des schwei-
zerischen Kunstvereins, der in Zürich eröffnet wurde und seine Reise nach andern schwei-
zerischen Städten antrat, bot eine allgemeine Orientierung über die heutige schweizerische
Malerei; er enthielt 346 Werke von 270 Einsendern.
Mit einem Umfang von 224 Gemälden, 4 Bronzen, 98 Zeichnungen und 110 Radie-
rungen, im ganzen 436 Werken, bedeutete die Picasso-Ausstellung in jeder Hinsicht ein
Wagnis wie nur die grössten Unternehmungen seit dem Bestehen des Kunsthauses. Die
hohe Zahl der Werke aus allen Ländern Europas, zum Teil auch aus Uebersee, ihre Dar-
bietung in den sonst ausnahmslos der Sammlung vorbehaltenen Sälen des zweiten Stock-
werkes und in den Erdgeschossräumen der graphischen Sammlung, der reich ausgestattete
Katalog, der grosse Rahmen der Ausstellung, hatte aber den geringeren Teil an ihrer bei-
spiellosen Wirkung. Die Vorberechnung der Kosten und Einnahmen hatte ergeben, dass
auf alle Fälle ein Ausgabenüberschuss von 15 000—20 000 Fr. ungedeckt bleiben musste;
dem Gesuch an die Stadt Zürich um Gewährung eines Beitrages in dieser Höhe konnte
wegen der Krise auf dem Geld- und Arbeitsmarkt nicht voll entsprochen werden, der
städtische Beitrag beschwor aber doch die Notwendigkeit eines Verzichtes auf die Durch-
führung der Ausstellung. Eindrücke und Einsichten ganz anderer Art gewährten die Aus-
stellung Französische Malerei des 19. Jahrhunderts aus den Beständen der Sammlung Oscar
Schmitz und anderem Besitz mit ausgewählten Gemälden von Gericault, Corot, Daumier,
Courbet, Chintreuil, Jongkind, Boudin, Lepine, Manet, Degas, Berthe Morisot, Monet,
Sisley, Pissarro, Renoir, Cezanne, Toulouse-Lautrec, Forain, van Gogh, Gauguin, Seurat;
das grosse Südsee-Bild «Woher kommen wir, was sind wir, wohin gehen wir» von Gauguin;
eine von Munch eigens für Zürich zusammengestellte Sammlung hier noch unbekannter
bedeutender Gemälde, insgesamt 43, und neuer Graphik; und die Doppel-Ausstellung der
in umfassender Darbietung für Zürich ebenfalls neuen Maler Pierre Bonnard und Eduard
Vuillard mit je 119 und 64 Bildern. Die Blätter der Sammelausstellung des «Graphischen
Kabinett» gehören den Künstlern Eduard Bick, Ignaz Epper, Karl Hosch, Hermann Huber,
Karl Hügin, Ernst Morgenthaler, Fritz Pauli, Gregor Rabinovitch, Ernst Georg Rüegg,
Vietor Surbek, Eduard Stiefel, Euzen Zeller.