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Jahresbericht 1934 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Eingeleitet durch die stille, tief gründende Kunst von Otto Meyer und voll
ausklingend mit der Ausstellung neuer schweizerischer Wandmalerei hat das Jahr
1934 seinen stärksten künstlerischen Erfolg weit über den Bezirk der Stadt Zürich
und selbst die Landesgrenzen hinaus in der Corot-Ausstellung. Angeregt durch
Veranstaltungen wie die drei genannten erwies eine breitere Oeffentlichkeit auch
den weniger umfangreichen, verbindenden Ausstellungen wieder grössere Auf-
merksamkeit als in den jüngstverflossenen Jahren. Dies äusserte sich freilich vor-
wiegend in den hohen Besucherzahlen und in Ankäufen von Werken mit nie-
derem Preis; die gewichtigeren Stücke, die in zürcherischen Besitz übergingen,
sind nicht sehr zahlreich.
Für die. Sammlungen im Kunsthaus, die neben den Ausstellungen ihr äusser-
lich ruhigeres Leben führen, konnte mit dankenswerter Unterstützung durch den
Bruder des früh verstorbenen Künstlers ein Otto Meyer-Kabinet angelegt und
würdig ausgebaut werden. Die kleine Gruppe der deutschen „Primitiven“ erhielt
bedeutende Förderung durch eine Leihgabe von vier Bayrischen Tafeln aus der
Mitte des 15. Jahrhunderts und den Ankauf eines Heiligen Onophrius des
sogenannten Meisters der Darmstädter Passion; die Skulpturensammlung durch
das Geschenk der lebensgrossen Bronze „Javanerin“ von Georg Kolbe. Schen-
kungen brachte das Jahr dem Kunsthaus auch in Form je eines Vermächtnisses
von Fr. 1000 zugunsten des Sammlungsfonds von Frau L. Pestalozzi-Escher und
Fr. 2000 durch Erlass eines Schuldscheines in diesem Betrag durch Herrn F. Landolt-
Arbenz, von grösseren und kleineren Beiträgen an den Betriebsfonds, weiteren
Kunstwerken für die Sammlung, und Büchern für die Bibliothek; neben manchen
willkommenen Leihgaben. Der Stadtrat von Zürich übernahm die Kosten der Illu-
strierung des Kataloges zur Neuen schweizerischen Wandmalerei, ein Vorstands-
mitglied gewährte einen Beitrag an die Illustrierung des Kataloges der Ausstel-
lung „Tafelbilder des 15. und 16. Jahrhunderts“, so dass der Verkaufspreis um
einen Franken ermässigt werden konnte. Für alle diese Gaben dankt die Zürcher
Kunstgesellschaft im Namen der Künstler und Kunstfreunde,
Stark kontrastiert zur Prosperität im Künstlerischen die finanzielle Situation,
die durch den Rückgang der Betriebseinnahmen, die Erschöpfung des Betriebs-
fonds und die Unzulänglichkeit des Fürsorgefonds ihre Signatur erhält. Hier
muss das Jubiläumsjahr 1935 die Wendung zum bessern bringen.