Jahresbericht 1935 der Zürcher Kunstgesellschaft
D
lich worden waren, mit 24 Bildern und Zeichnungen aus den Jahren 1912 bis 1928 als
Otto Meyer-Kabinett eingerichtet.
Die eingreifendste Umgestaltung brachte die «Jubiläums-Ausstellung» als
Darbietung der ganzen Sammlungsbestände an Gemälden und Skulpturen nach ihrer
Zusammensetzung im Jubiläumsjahr, doch mit Vermeidung einer Anhäufung allzu gleich-
artiger Werke und ohne die Leihgaben auf kurze Frist. Wertvoll war, dass die Bilder des
Zürcher Kunstfreundes einbezogen werden konnten, der für das Kunsthaus Werke jüngerer
Zürcher und Schweizer Maler sammelt. Seine Mitwirkung fiel besonders ins Gewicht bei
M. Barraud, P. Bodmer, W. Buchmann, R. Domenjoz, M. Gubler, K. Hügin, E. Morgen-
thaler, N. Stöcklin, K. Walser. Die Verwendung der sonst den wechselnden Ausstellungen
vorbehaltenen Oberlichträume des ersten Stockwerkes ermöglichte, die Sammlung seit 1910
zum erstenmal wieder als Organismus gegliedert darzustellen, nachdem das rasche und
ungleichmäßige Wachstum schon bald im neuen Haus und auch nach der Uebernahme des
Erweiterungsbaues von 1925 nur noch erlaubt hatte, sie in größeren Teilen abwechselnd zu
zeigen. Nun wurden im Landolthaus die älteren Bestände, namentlich die Zürcher Maler
des 17., 18. und frühen 19. Jahrhunderts zusammengefasst; im ersten Stockwerk links der
Halle Koller, Böcklin, Welti, mit ihren je nach Paris oder nach München orientierten
Zeitgenossen; im zweiten Stockwerk Hodler mit seinen Freunden und deren Nach-
folgern in der Westschweiz, in Bern, Basel, Zürich; im ersten Stockwerk rechts der Halle
die Meister des 15. und 16. Jahrhunderts, und die Ausländer des 19. und 20. Jahrhunderts;
in den Treppenhallen des ersten und zweiten Stockwerkes und im Durchgang zum Landolt-
haus die Skulpturen in Gruppen. Die Ausstellung machte auch für weitere Kreise augen-
fällig, was den mit der Erhaltung und Förderung der Sammlung betrauten Organen in
erster Linie bewusst ist: dass die so junge zürcherische Kunstsammlung noch keineswegs
bei museumsmässiger Ausgeglichenheit und Dichte angelangt ist. Doch sind Grundzüge für
einen wirksamen Ausbau vorgerissen und entscheidende Akkorde angeschlagen.
Im Spätherbst ergab sich infolge der Ausleihungen an die Ausstellung Schweizerischer
Wandmalerei in Baden-Baden Anlass zu wieder neuen Gruppierungen in einer Reihe von
Sälen, insbesondere wurde die Loggia im zweiten Stockwerk für die Aufstellung von
Skulpturen in lockerer Verteilung mit Zeichnungen verwendet. Die Dezember-Ausstellung
zeigte für einige Wochen wieder die wegen Raummangels sonst nicht sichtbaren Kopien
aus dem Legat Armin Honegger. In der Graphischen Sammlung wurde ausser den durch
die Vereinigung für Zeichnende Kunst in Zürich vermittelten Zeichnungen von Adolf
von Hildebrand auch eine Auswahl aus den im Vorjahr durch die Vereinigung erworbenen
Radierungen von Max Slevogt ausgestellt.
Sicherungsarbeiten erwiesen sich als notwendig bei den durch die Zürcher
Kunstgesellschaft und die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde neu erworbenen Tafeln des
Meisters der Darmstädter Passion, deren Malschicht durch Spalten im Holz gefährdet war.
Die Schäden wurden behoben und gleichzeitig die Malfläche von Verunreinigungen und
Retuschen freigelegt. Auch die doppelseitige Tafel des Berner Nelkenmeisters, Inv. Nr. 591,
war durch Risse im Holz und in der Farbschicht in ihrer Erhaltung bedroht und durch
verfärbte alte Uebermalungen und übergrosse Auskittungen entstellt. Der Restaurator
Henri Boissonnas besorgte auch hier die Sicherungs- und Freilegungsarbeiten mit grosser
Sorgfalt und gutem Erfolg. Im Zusammenhang mit seiner Arbeit wurde auch der nicht
ursprüngliche und schlecht erhaltene Rahmen ersetzt. Im Jahre 1933 hatten die Asperschen