Full text: Jahresbericht 1936 (1936)

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Jahresbericht 1936 der Zürcher Kunstgesellschaft 
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Beilage II 
Um die Zürcher Courbet-Ausstellung 
Ohne den Angriff auf die Zürcher Courbet-Ausstellung wichtiger zu nehmen als er 
an sich ist, halten wir es aus allgemeinen Gründen für richtig, ihn mit genügender Dokumen- 
tierung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Jahr 1936 rückblickend zu 
beleuchten. Es ist den verantwortlichen Stellen auch bedeutet worden, ihre Abwehr sei 
nicht überall da vernommen worden, wo es nötig gewesen wäre. 
Kurz vor Mitte März 1936 erhielt die Direktion des Kunsthauses Kenntnis von 
einem Rundschreiben, das der Zürcher Kunsthändler Tanner mit sensationellen Anwürfen 
gegen die Ausstellungsleitung «an seine Kundschaft und prominente Persönlichkeiten» ver- 
sende, auch an den Stadtpräsidenten von Zürich und den Stadtammann von St. Gallen, 
doch nicht an den Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft oder den Direktor des Kunst- 
hauses, Beleg 1. Am 28. März, vier Tage bevor die Ausstellung aufgelöst wurde, brachte 
die in der Schweiz wohl nicht so sehr wie im deutschen Grenzland gelesene «Neue Basler 
Zeitung» einen breit aufgemachten Leitartikel «Courbet-Skandal im Zürcher Kunsthaus» 
über das Tannersche Zirkular. Der Verfasser wollte auf wiederholte Anfrage sich nicht 
nennen, sondern versteckte sich — in Angst wovor? — hinter die Buchstaben XY und 
die Redaktion. 
Zur Aufklärung gegenüber den in Zürich durch Herrn Tanner verbreiteten Behaup- 
tungen richtete das Kunsthaus, da Herr Tanner seine Adressaten zu nennen sich beharr- 
lich weigerte, an die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft am 28. März die Mitteilung 
«Ein Pamphlet». An die Neue Basler Zeitung ging zur Aufklärung ihrer Leser eine sub- 
stantielle Entgegnung des Vorstandes, die in dem Blatt am 7. April erschien. Die Ausein- 
andersetzung mit dessen Mitarbeiter war für das Zürcher Kunsthaus damit erledigt, schon 
angesichts seiner Anonymität. 
II. 
Das Tannersche Rundschreiben handelt von Menschen und von Bildern. Zuerst die 
Menschen: 
Herr Andre Schoeller lebt in Paris und übt dort seit geraumer Zeit den Beruf 
eines Kunsthändlers und das Amt eines Expert jure aus, beides mit eben so viel 
Korrektheit wie Eleganz. Herr Tanner schreibt von ihm: «Da man sich von 
Anfang an bewußt war, daß eine ganze Anzahl zweifelhafter und falscher Bilder in dieser 
80 pompös inaugurierten Ausstellung hängen, war Herr Schoeller, der bekannte Pariser Ex- 
perte, so freundlich und kam hieher, um uns zu helfen und eine klare Situation zu 
schaffen», und läßt damit den unbefangenen Leser glauben, Herr Schoeller sei auf Ver- 
anlassung von Herrn Tanner — der mit dem «man» und «uns» doch sich selber meint — 
nach Zürich gekommen, und mit der Absicht, Herrn Tanner den Rücken zu stärken für eine 
von diesem geplante Aktion, oder überhaupt ihm für eine solche mit seiner Erfahrung und 
Autorität erst die Mittel zu geben; und glauben, daß alles, was Herr Tanner nach
	        
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