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Jahresbericht 1936 der Zürcher Kunstgesellschatt
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Jiesem Satz an Behauptungen folgen läßt, im Namen und mit dem ausdrücklichen Ein-
verständnis von Herrn Schoeller behauptet werde.
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Herr Schoeller hat aber nach seiner Erklärung vom 16. März in Paris an die Herren
Charles Montag und Dr. John A. Brown die Courbet-Ausstellung nicht auf Einladung von
Herrn Tanner besucht, sondern aus rein persönlichem Interesse, eigentlich zufällig, auf der
Rückreise von einem Besuch in St. Gallen, und dabei nichts von Fälschungen und schlechten
Bildern gesagt, sondern nur vor gewissen Bildern zu Herrn Tanner geäußert «je n’aime pas
ce tableau»; weiter erklärte er am 16. März wörtlich «je n’ai jamais autorise Monsieur
Tanner ä user de mon nom dans ces circonstances; la facon dont a agi Monsieur Tanner est
an abus de confiance». Noch ausführlicher und nachdrücklicher hat Herr Schoeller dies
am 3. April in Gegenwart der beiden Herren auch dem Direktor des Kunsthauses ausein-
andergesetzt und schriftlich in dem Text bekräftigt, der als Beleg 2, Seite 47, folgt.
Die Berufung auf das Zeugnis von Herrn Schoeller im Rundschreiben von Herrn Tanner
ist deshalb unzulässig und dem Sinn, wie dem wörtlichen Ausdruck nach gänzlich un-
begründet.
Man fragt sich, was für eine Verblendung einem solchen Einfall hat Raum lassen können,
bis zur Verwirklichung. Herr Tanner ärgert sich darüber, daß die Ausstellung «so pompös
inauguriert» wurde, wo die Eröffnungsfeier doch nur der Bedeutung des Momentes ent-
sprach und eine Danksagung für die Mitarbeit der vielen großen und kleinen Museen,
Sammler und Händler bedeutete. Für die Werke allein, die Herr Tanner aufzählt, ist
die Eröffnungsfeier nicht veranstaltet worden, Herr Tanner sieht aber nur diese. Betrachtet
er sich als eine schweizerische Säule des «Ruhms» von Courbet, der längst von Courbet
selber gewonnen und durch ihn selber oft genug wieder verspielt worden ist? und als
Treuhänder des Kunsthauses, das nach seiner Meinung mit unnötigen Versicherungs- und
Speditionskosten belastet worden sei? Wenn er beklagt, daß ihm bekannte — und wohl
durch ihn vermittelte — sehr schöne Bilder in Schweizer Privatbesitz für die Ausstellung
nicht gefunden worden seien, 80 liegt dies daran, daß er auch hier seine Kunden nicht
genannt hat, im Gegensatz zu andern Händlern, deren Mitarbeit dankbar angenommen und
anerkannt worden ist.
Im Verlauf des auf das Rundschreiben hin durch das Kunsthaus mit Herrn Tanner
aufgenommenen. Briefwechsels schreibt dieser am 14. März an den Direktor: «Sie begreifen
vielleicht meinen Zorn über diese Courbet-Ausstellung, wenn Sie sich an die von mir 1913
veranstaltete viermal kleinere, aber zehnmal schönere Courbet-Ausstellung erinnern.» Der
Text des Katalogs der Tannerschen Ausstellung, vier Seiten im Format von 11,5 X 14 em,
folgt unten, als Beleg 3. Er nennt 9 Landschaften, darunter vielleicht die Nummern 32,
114, 127 der Ausstellung im Kunsthaus, 1 spätes männliches Bildnis, reproduziert auf
Seite 199 des Courbet-Buches von Charles Leger, 1 Tierbild «Springender Hirsch», viel-
leicht Zürich Nr. 37, 4 kleine Figurenbilder, darunter Nr. 7 und 12 der Zürcher Ausstel-
lung und Courthion Tafel V, 1 Blumenstilleben, vielleicht Zürich Nr. 69, 1 Frauenkopf
oder Halbakt und 1 Akt, 1 Leserin, wahrscheinlich Leger Tafel 64, und nach den dama-
ligen Zeitungsberichten als Hauptstück die auch im Kunsthaus als Nr. 39 ausgestellte
Schweinemagd. Die Ausstellung in einem Wohnhaus an der Bahnhofstraße hat sicher ihre
Verdienste gehabt, namentlich in jener frühen Zeit, das Kunsthaus möchte sie in keiner
Weise schmälern und hat überhaupt Herrn Tanner nie etwas zu leid tun wollen.
Die beiden Ausstellungen sind aber in jeder Hinsicht so verschieden, daß es keinem ruhigen