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Jahresbericht 1936 der Zürcher Kunstgesellschaft
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log, im Jahre 1929 ein neues Courbet-Buch herausgegeben hat. Ueber das Ergebnis sei-
ner Forschungen zu Courbet hat Herr Leger seit 1910 auch in einer größern Zahl
von Sonderveröffentlichungen Rechenschaft abgelegt. Seine eingehenden Verzeichnisse
und Notizen und seine Kenntnisse über die Wanderungen der einzelnen Werke von Hand
zu Hand und die Orte, wo sie heute zu finden sind, standen dem Kunsthaus zur Ver-
fügung, und dieses machte davon gern Gebrauch. Die Wahl dieses Beraters wurde aber
mißbilligt. Der organisierte Kunsthandel sieht es ungern — wie die Direktion des Kunst-
hauses freilich erst während der Auseinandersetzungen über das Tannersche Zirkular er-
fuhr — daß LEger, wenn er im Verlauf seiner Forschungen verschollene Bilder wieder finde,
als außerhalb des organisierten Handels stehende Persönlichkeit solche nach Auffassung
des organisierten Kunsthandels unbefugt kaufe und gelegentlich wieder verkaufe, und daß
er ohne offizieller «Expert» zu sein, über Bilder von Courbet Expertisen ausstelle, Die Händ-
ler lieben ihn nicht. Hingegen hat ihn die Oeffentliche Kunstsammlung Basel bei ihrem letz-
ten Courbet-Ankauf im Sommer 1930 als Berater gerufen.
UN.
Die Bilder:
Wie die Auseinandersetzung über das Tannersche Zirkular, die ja erst nach der Rück-
gabe der Bilder ihren vollen Auftrieb erreichte, so stützen die folgenden Ausführungen
sich auf den Ausstellungskatalog. Er ist als Ersatz eines von Anfang an vorhandenen klei-
neren Verzeichnisses im Februar 1936 erschienen und vereinigt auf 80 Seiten Text und
28 Abbildungen die Daten, die zur zuverlässigen Einführung der Ausstellung und des
Künstlers als wünschbar erschienen. Nach den Verzeichnissen des Ehrenausschusses, der
Leihgeber, des Arbeitsausschusses, folgt eine Einleitung mit den Kapiteln: Die Figur, Das
Werk, Theorie, Die Ausstellung, und nach kurzem Literaturnachweis das vollständige
Verzeichnis von 140 Gemälden und 16 Zeichnungen.
Die genaue Aufnahme der Bilder für dieses Vollständige Verzeichnis hatte erst nach
der Einrichtung der Ausstellung erfolgen können, ebenso die Vervollständigung der An-
gaben über Herkunft und Literatur für jedes einzelne Werk. Dies und die Notwendigkeit.
erst festzustellen, wie großes Interesse die Ausstellung beim Publikum finde, hatte veran-
laßt, mit der Ausgabe eines «großen» Kataloges vorerst zuzuwarten. Der Absatz während
und nach der Ausstellung hat dann die Ausgabe gerechtfertigt. Gleich hier schon darf
darauf hingewiesen werden, daß auf den Seiten 30 und 33 der Einleitung die Problematik
der letzten Schaffenszeit ins Licht gestellt ist. Damit war den Besuchern ein Maßstab in die
Hand gelegt für die Begegnung mit den Werken dieser Zeit. Auf deren Darstel-
lung zu verzichten, erschien angesichts der Größe der Gesamterscheinung so wenig ange-
zeigt, wie eine Unterdrückung der Anfänge. Der Aufbau der Ausstellung erfolgte von
innen her, mit dem Bestreben nach einer möglichst vollen Reihe von reifen Werken, an
welche sich verbindende Nebenarbeiten schließen durften; gelegentlich legte auch ein
Leihgeber besondern Wert darauf, daß ein vollgewichtiges Werk von einer weniger an-
spruchsvollen, von ihm auch hochgeschätzten Arbeit aus seinem Besitz begleitet werde.
Das Rundschreiben von Herrn Tanner, das mit der Autorität anscheinend unbestrit-
tener Kennerschaft von vornherein jede Diskussion zu erledigen schien, wirkte nicht lange
als Sensation. die Erklärungen von Herrn Schoeller haben ihm bald die Zähne aus-