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Jahresbericht 1936 der Zürcher Kunstgesellschaft
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gebrochen. Wir treten doch darauf ein, weil wir die Diskussion für nötig und für ergiebig
halten. Gewiß darf jeder die Echtheit jedes Bildes in Frage stellen. Damit seine Behaup-
tungen aber nicht Selbstgespräche bleiben, muß er sie mit für andere Menschen verständ-
lichen Ueberlegungen und Belegen vorbringen. Die «weitern 20 % schlecht erhaltener,
verrestaurierter und übermalter Bilder» entziehen sich einer Behandlung, da sie augen-
scheinlich im gleichen Grad Erfindungen des erzürnten Herrn Tanner sind wie die angeb-
liche Verantwortlichkeit des Herrn Schoeller für seine Schwarze Liste.
Die 27 beanstandeten Nummern gliedern wir nach der Art ihrer Dokumentierung in
Gruppen:
l.
Ohne eingehendere Herkunftsbelege erscheinen vier kleinere Arbeiten, die der Kata-
log alle in die Spätzeit des Künstlers verlegt.
Kat. Nr.115, Winter im Jura, um 1870, bez. G. Courbet. Nach Angabe
der in Holland wohnenden Eigentümerin um 1900 im schweizerischen Kunst-
handel erstanden, s. Briefauszug vom 17. März 1936. Beleg 5.
Kat. Nr.120, Granatäpfel, um 1871, bez. G. Courbet. Erworben im
schweizerischen Kunsthandel. Gustave Courbet-Ausstellung 28. Dezember his
26. Oktober 1930 in der Galerie Wertheim, Berlin. Nr. 86.
Kat. Nr. 125, Mädchenbildnis, 1872, bez. G. Courbet 72. Nach Brief
des Direktors der Oesterreichischen Galerie bisher nie angezweifelt. Beleg 6. Re-
produziert S. 33 der Veröffentlichung «Oesterreichische Galerie Wien, Galerie
des 19. Jahrhundert», Wien 1924.
Kat. Nr. 135, Am Genfersee «Ladent d’Oche avant ’orages»,
1875, bez. G. Courbet 1875. Kleine Skizze aus später Zeit. Vom Konservator des
Museums in Vevey mit dem Bildnis Max Buchon, Kat. Nr. 52, und der Land-
schaft «La terrasse de Bon-Port», Kat. Nr. 139, zur Verfügung gestellt. Ueber die
Herkunft Beleg 7.
IT.
Kat. Nr.113, Brandungbei Etretat, um 1870, bez. G. Courbet. Der
deutsche Eigentümer beruft sich auf ein sehr positives Gutachten von Prof. E.
Waldmann. Direktor der Kunsthalle Bremen. Belerz 8.
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Für andere Werke liegen Zeugnisse der Eigentümer oder dem Künstler befreundeter
Drittpersonen vor, welche die Angriffe auf ihre Echtheit als sehr gewagt erscheinen
lassen.
Kat. Nr. 44, Baumlandschaft «La Bretonnerie aux confins de l’Indre
et de la Vienne», bei Le Blanc 1856, bez. G. Courbet. . . 56;
Nr. 45, Französische Landschaft «Mouton» bei Le Blanc an der
Creuse, 1856, bez. G. Courbet. Die Kennerschaft von Herrn Tanner hat einen
schweren Stand gegenüber den zwei Briefen der Eigentümerin, auf deren ersten
sich die Herkunftsangabe des Katalogs stützt. Beleg 9, Beleg 10. Ueber die Auf-
enthalte von Courbet im Schloß L’Epineau, siehe «Gustave Courbet, notes et docu-
ments sur sa vie et son ceuvre, par le Comte H. d’Ideville» 4° Paris 1878, Chap. II.
«Les cachettes du pere Laurier (ou Courbet dans l’Indre)»,
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9 u. 10