Volltext: Jahresbericht 1941 (1941)

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Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft 
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ruhig tonigen Halbfiguren auf dem Podest?) den Zusammenschluß der verbleibenden drei 
Wände des Treppenhauses noch einmal verhindern und zwischen den Halbfiguren der 
hellere Schwingerumzug durch die breite Doppeltüre den Blick auf die Rückwand des 
Hodlersaales führen werde. 
Die Entwicklung des Hodler-Saales für den eintretenden Beschauer wäre die folgende: 
In der Türöffnung sieht er sich mit dem Schwingerumzug, den beiden F assungen von 
Marignano und zwei anschließenden Kriegerfiguren dem «vaterländischen» Hodler gegen- 
über. Mit einigen Schritten gegen die Saalmitte und dem Blick nach rechts und links, tritt 
er mit Tag II und Wahrheit II in Beziehung zu den eurhythmischen Kompositionen. Diese 
leiten zu den Doppelpaaren Bewunderter Jüngling I und II und Wahrheit I und II, deren 
jedes innerhalb der Uebereinstimmung im allgemeinen Motiv sich aus zwei sehr ver- 
schiedenen Bildern zusammensetzt. Völlig umgedreht, wieder von der Mitte des Saales 
aus, oder etwas näher am Eingang, hat er im gleichen Blickfeld über das Treppenhaus 
hinweg die Amietwand der Loggia und die in Farbe und Motiv davon ja nicht zu ver- 
schiedenen Kompositionen Wahrheit I und Bewunderter Jüngling II. Unmißverständlich 
und unausweichlich spricht damit neben den parallelen Längsachsen des Hodlersaales, des 
Vorplatzes und der Loggia, mit der größten möglichen Spannung quer durch das ganze 
Haus, eine Querachse Rückwand Hodlersaal — Rückwand Loggia; dies auch umgekehrt 
im Blick von der Loggia auf die Front der Hodler’schen Halbfiguren und zwischen diesen 
hindurch in den Saal hinein auf den Schwingerumzug. 
Neben den seitwärts mitlaufenden kleineren Bildersälen, für deren Anlage seiner Zeit 
der Wunsch nach geschlossen intimer Haltung bestimmend war, möchten Hodlersaal und 
Loggia, dem Treppenhaus angeschlossen und offen, noch nicht Säle, sondern Hallen sein, 
in denen nicht das Auge nur, eher der ganze Mensch, auch aus dem eigenen körperlichen 
Rhythmus heraus zu den Kunstwerken Beziehung spürt; Räume zum Stehen, Wandeln, 
Schreiten in auch noch anders als nur rezeptiv-optisch erfühltem Kontakt des Besuchers 
mit den Gestalten an den Wänden. 
Weitere und andere Aufgaben stellten sich — stellte man sich — bei dieser Neu- 
ordnung der Sammlung in den Beziehungen von Bild zu Bild, von Bild zu Wand, von 
Wand zu Raum, von Raum zu Raum innerhalb der ganzen Flucht, und auch der schwierig 
dem Zweck dienstbar zu machenden Stockwerke des Landolthauses. Anlaß und Raum 
darauf einzutreten ist hier nicht. Dieser Hinweis gilt einzig dem Problem Treppenhaus. 
Er ist die Einladung an die Freunde des Kunsthauses und der Kunst, Bildersäle nicht 
allein Bild für Bild in einem Rundgang mit Anfang und Schluß abzulesen, sondern 
auch die Fragen übergeordneter Einheiten mit zu denken und zu empfinden. Das Ziel im 
Kunsthaus war, mit unaufdringlich natürlichen Mitteln dem menschlichen Bedürfnis nach 
Unbeschwertheit in Ordnung und gesunder Ellbogzen- und Atemfreiheit zu dienen. 
*) Mit der Wegsendung einer Anzahl Hodler’scher Werke an die Ausstellung der Gottfried Keller-Stiftung 
in Bern ist diese Front vorübergehend. aufgelöst worden.
	        
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