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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Beilage IV:
Verzeichnis. der abgebildeten Werke
Tafeln 1L—-V
TafelT Camille Corot, 1796—1875
La Cervara
Del auf Leinwand 95X69,5 em, bez.: Corot
Die kleine Stadt Cervara liegt, weniger als 10 Kilometer vom nordöstlichen Stadtrand
von Rom entfernt, auf einem Vorsprung des Hügellandes, das gegen das Flußtal des Teve-
rone sich öffnet. Corot ging 29jährig 1825 zum erstenmal nach Italien und blieb dort bis
1828. Das Bild ist 1830 für den Pariser Salon von 1831 gemalt worden. Alfred Robaut
reproduziert und beschreibt es im 2. Band des großen Corot-Kataloges mit der Nummer
200 und meldet dazu:
«Ce tableau appartenait 4 Mme. Corot möre, qui le l&gua ä son petit-fils, M. Georges
Lemaistre. C’est celui-ci qui obtint de son oncle qu'il le signät. Jusque-Ja le tableau ne
portait pas de signature. Pendant longtemps Corot, dont les ceuvres ne se vendaient pas,
negligea souvent de les signer. — Des mains de M. Georges Lemaistre, «La Cervara» passa
antre celles de M. Charles Andre. — Vente Charles Andre, 17 mai 1893 (No. 4), 48 000 fr.»
Etienne Moreau-Nelaton schreibt in der Einleitung zum Katalog von Robaut, daß Corot
1830 nach dem Ausbruch der Juli-Revolution Paris verlassen und in Fontainebleau neben
andern jungen Landschaftern nach der Natur gemalt habe. Im «Salon» von 1831, dem ersten,
der seit seiner Rückkehr aus Italien stattfand, hatte er 3 «Souvenirs d’Italie», darunter unser
Bild. Als «Erinnerung an Italien» ist dieses kein unmittelbarer Natureindruck, sondern
eine Komposition. Halb romantische und halb heroische Landschaft, mit reichem und dra-
matischem Spiel von hell und dunkel im Himmel und in der Landschaft, dem grell be-
leuchteten, braungelben Hohlweg, der düstern Silhouette des festungsartigen Städtchens,
dem schwarzgrauen abschließenden Berghorizont, der in Gewitterstimmung geballten Baum-
zruppe und Wolkenmasse über dem hellen Rasenstück und dem ansteigenden Weg, dem
leuchtend weißen und licht- bis tiefblauen Himmel über dem von dunklem Gebüsch ge-
krönten Felsabbruch. Eine Landschaft, in deren große Gliederung und Bewegung auch die
Schatten von Völkerschicksalen und Geschichte hineingesponnen sind, wie noch 12 Jahre
später in die Ossianischen Landschaften des deutschen Romantikers Gottfried Keller.
Tafel II Otto Charles Bänninger
° Sitzendes Mädchen
Bronze 47 X 27,5 X 46,5 em, bez.: OB 41
Wenn Zürich bisher sich des Vorzugs erfreute, in den drei Bernern Haller, Hubacher,
Geiser drei Bildhauer von schweizerisch und international anerkannter Bedeutung zu den
Seinen zählen zu dürfen, so hat ihm der Krieg in dem als Zürcher in die Heimat zurück-
gekehrten Charles Otto Bänninger einen vierten geschenkt. Siebzehn Jahre jünger als Haller,
zwölf als Hubacher, Altersgenosse von Geiser, hat er noch einmal das Wort bestätigt «le
merite n’attend pas l’äge» und bereits vor einem Jahr ebenfalls in Venedig den inter-
nationalen Preis für Bildhauerei errungen.
Die Sammlung des Kunsthauses besitzt außer dem Männerkopf von 1929 und der großen
Figur «La Provence» von 1933, mit dem Bildniskopf Dr. H. M. von 1942 und der Sitzenden
von ihm nun vier Werke. Die Sitzende ist vom Künstler im Winter 1940/41 in Zürich
modelliert und hierauf bei Pastori in Genf gegossen worden. Sie ist als Skulptur so gut, daß
eine Photographie nach ihr nie ganz gut sein kann. Damit ist gemeint, daß sie so sehr ganz
nur Volumen und Bewegung ist, daß eine einfache Projektion auf eine Fläche, die Photo-