Volltext: Jahresbericht 1944 (1944)

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Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft 
Beilage III: 
Schenkungen, Leihgaben, Ankäufe 
Il. Zwei Kunstfreunde. Dazu Tafeln I—IV 
Neben dem Sammler «großen Stils», der kühl überlegend oder in hitziger Leidenschaft 
mit großen Mitteln und weitem Gesichtsfeld, wie ein nur einzig sich verpflichteter 
Museumsleiter, Kunstwerke sucht und erwirbt, begegnet öfter der in Erscheinung und 
Tätigkeit bescheidenere, dessen Kunstliebe auf die F reundschaft und das Vertrauen zu 
einem oder einigen neben ihm lebenden Künstlern sich gründet. So übergroß für eine Stadt 
der Glücksfall ist, wenn eine Sammlung «großen Stils» in ihr Museum mündet, so selten ist, 
begreiflich, dies auch; und so groß ist auch das «Kleine Glück», wenn Kunstfreunde ihm 
ihren Besitz zuwenden, den sie vorerst nur im Gedanken an ihr Heim, ohne Anspruch auf 
Geltung für die Oeffentlichkeit, sich gesichert haben. Das Zürcher Kunsthaus hat so die 
Nähe der Zürcher Künstlerfreunde Richard Kisling und Alfred Rütschi erfahren, des Basler 
Kunstfreundes, dem es vor allem die Bildergruppen von Blanchet und Auberjonois ver- 
dankt, und des Zürcher Sammlers, der seit 1929 alle seine Erwerbungen von Werken lebender 
Schweizer Künstler ihm verschreibt. 
Carl Robert Moser gehört zu ihnen. Geboren am 2. Januar 1875 als Sohn des 
Oberingenieurs und Doctor honoris causa Robert Moser-Blaß und als Bürger von Herzogen- 
buchsee, wuchs er in einer Familie auf, in der Zeichnen und Malen so selbstverständlich 
waren wie andernorts Musizieren. Im Jahr seiner Geburt ist der 1853 geborene Hodler 
noch ein Jüngling, Amiet ein ahnungsloser, oder ahnungsvoller, Knabe von 7 Jahren. Aber 
schon 1876 malt Hodler im Auftrag der Schwester des Vaters Moser als «Mädchen mit 
Schiefertafel» deren Töchterchen, und als Auftrag ihrer Freundin und Nachbarin in 
Herzogenbuchsee, Frau Dr. Krebs, diese in ganzer Figur als «Dame mit Buchs». 
Wie der junge Hodler findet zwei Jahrzehnte später in Herzogenbuchsee der junge 
Amiet Freunde und Helfer. Der Oberingenieur kauft bei ihm die Halbfigur der «Frau im 
Grünen», der seit 1898 mit dem Künstler vermählten Gefährtin und Gattin. Der junge 
Robert besucht Amiet zuerst als Begleiter seines Vaters, dann von Zürich aus allein. Er 
nimmt Bilder von Amiet auf Geschäftsreisen nach London mit, um dort ihn bekannt zu 
machen und wenn möglich die Bilder für ihn zu verkaufen. Für sich findet er in einer 
Schauspielerin von Ruf seine englische Gattin. Diese «Amy Moser» kommt 1906 und 1907 
nach der Schweiz und auf die Oschwand. Amiet entdeckt in ihr ein Modell von für ihn 
neuem Typus. Er zeichnet und malt sie wiederholt, auch in der gegen lebhaften Protest 
im Herbst 1909 für das Kunsthaus erworbenen «Frau im Garten», einem Bild, dem sogar 
die Sensation eines Attentatsversuches mit einer primitiven Brandbombe zuteil wurde. 
Wenn Robert Moser und seine Frau in der Folge für ihr Haus Bilder schweizerischer 
Künstler suchen, so stehen der Künstler Amiet und die alte Freundschaft im Vordergrund. 
Am 18. März 1944 starb Carl Robert Moser nach langer Krankheit. In dem dem Zürcher 
Kunsthaus vermachten Teil seiner Sammlung befindet sich als Erbstück aus väterlichem 
Besitz die «Frau im Grünen»; sodann als erste eigene Erwerbung das kleine Triptychon 
«Drei Frauen im Garten» von 1903, nach Amiet das Bild eines Wunschtraumes von einem 
Garten, den er damals noch nicht besaß, aber später so wie hier gemalt sich anlegen ließ.
	        
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