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Jahresbericht 1946 der Zürcher Kunstgesellschaft
von Herrn Professor Dr. H. Stettbacher, die Ausstellung von Kunstwerken aus dem Museum
and der Bibliohek von Grenoble durch die Rede des Maire von Grenoble, Monsieur le doc-
teur Leon Martin, und die Ausstellung der Meisterwerke aus Oesterreich' durch die Be-
zrüßungsfeierlichkeiten zwischen den Vertretern der österreichischen und zürcherischen
Behörden und Kunstinstitute. Außerhalb des Zusammenhangs mit einer bestimmten Aus-
stellung standen die Vorträge von Mr. Hendy, Direktor der Nationalgalerie in London, über
William Hogarth, und von Sir Kenneth Clark über William Turner.
Kein anderes Unternehmen des Kunsthauses hatte je die seit Generationen zwischen den
zürcherischen Bürgerhäusern und Familien und der Kunstgesellschaft bestehenden freund-
schaftlichen Beziehungen so sehr zu Tage treten lassen und bekräftigt wie die Ausstellung
«Bildende Kunst in Zürich im Zeitalter von Heinrich Pestalozzi». Der Tendenz der Jahr-
zehnte der Aufklärung, der Revolution und Gegenrevolution entsprechend, mußte ein
wesentlicher Teil von ihr im zeitgenössischen Bildnis ruhen, das im traditionsbewußten
Bürgertum durch alle Zeiten geachtet und gehegt wird. So kamen aus Bürgerhäusern und
Villen Bildnisse von repräsentativen und bescheidener zürcherischen Persönlich-
keiten aus der zweiten Hälfte des 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert, von Johann
Rudolf Dälliker, Johann Caspar Füßli, Tischbein, Oelenhainz, Graff, Diogg. Daneben
kamen aber auch die Landschaft, das Familien- und Genrebild und militärische Themen zu
ihrem Recht in Arbeiten von Salomon Geßner, Johann Balthasar Bullinger, Heinrich Wüest,
Ludwig Heß, Heinrich Kölla, Heinrich Freudweiler, Ludwig Vogel, Salomon Landolt,
Conrad Geßner.
Der Neujahrsverlosung stand der durch die Statuten vorgeschriebene Anteil
von den Mitgliederbeiträgen zur Verfügung, diesmal ein Betrag von Fr. 3600.—, der in
Gutscheine im Wert von Fr. 50.— bis Fr. 500.— aufgeteilt wurde. Die Ausstellungen mit
ihrer vorwiegenden Zusammensetzung aus Privat- und Museumsbesitz boten wenig Gelegen-
heit zu ihrer Verwendung, so wurden sie hauptsächlich für Erwerbungen aus den Verkaufs-
lagern des Graphischen Kabinetts und des Nachlasses Albert Welti benutzt.
Der Mitgliederbestand sank mit 60 Eintritten, 46 Austritten und 23 Todes-
fällen von 1594 Einzelmitgliedern am 1. Januar auf 1585 am 31. Dezember. Die Zahl der
16 Kollektivmitglieder erfuhr keine Aenderung. Die Zahl der Inhaber von J uniorenkarten
ging von 36 zurück auf 25.
Die Beziehungen zu andern Vereinen und Instituten wurden im üblichen
Rahmen lebendig gehalten, nach Möglichkeit über diesen hinaus auch erweitert. Vorträge
über Themen der bildenden Kunst führten die Mitglieder der Kunstgesellschaft zusammen
mit der Gesellschaft der Freunde ostasiatischer Kultur für einen Abend des Dr. Chu Ling
über die chinesische Landschaft, und der hiesigen englischen Kolonie unter dem Patronat
des British Council zu dem Vortrag des Direktors der Nationalgalerie London über den
Maler William Hogarth; mit dem Verband Schweizerischer Graphiker und dem Schweize-
rischen Werkbund über Kunstschutz während der Kriegszeit in Holland von Jhr. Sandberg,
Direktor des städtischen Museums in Amsterdam.
Der Schweizerische Kunstverein lud auch die Mitglieder der Kunstgesellschaft zu seiner
Hauptversammlung in Winterthur ein. Der Beitrag der Kunstgesellschaft an den Schweize-
rischen Kunstverein belief sich im Betriebsjahr 1946 auf Fr. 608.60,