Volltext: Jahresbericht 1946 (1946)

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Jahresbericht 1946 der Zürcher Kunstgesellschaft 
Georges Riat, der bestorientierte Verfasser des bestdokumentierten Buches über Gustave 
Courbet (1906 bei H. Floury in Paris) wiederholt sich im Ruhm der bald smaragdgrünen, 
bald türkisblauen Gewässer der Loue und ihrer Zuflüsse, die fast alle aus dunkeln Felsen- 
grotten ihren Ursprung nehmen, durch enge felsige oder grün überdeckte Gräben und 
Schluchten ihren Weg suchen, und deren Zauber Courbet mit gleicher Leidenschaft als 
Maler, Jäger und Fischer verfallen gewesen sei. Viele seiner Briefe und Bilder sind zwin- 
gende Belege für seine nie gelöste, ja auch nur gelockerte, Verbundenheit mit dieser Heimat. 
Vor zehn Jahren hat das Kunsthaus in der «Forelle» von 1871 ein Bild des Künstlers aus 
diesem Bereich erwerben können, gemalt nach einem Fisch aus der Loue, der zwar nicht 
von Courbet erbeutet, sondern von seinen Freunden auf das Jahresende ihm aus der Heimat 
in seine Pariser Gefangenschaft gesandt worden war. (Jahresbericht 1936 der Zürcher Kunst- 
gesellschaft, S. 55/58, Taf. VI—VIII.) Es ist ein dunkles und «feuchtes» Bild. Das schim- 
mernde, weiche Tier liegt am niedern Ufer eines überschatteten Wasserlaufs auf über- 
moosten Steinen und durchnetzten Sand. 
Die Erwerbung von 1946, die Grotte der Loue von 1863, ist noch einmal ein dunkles 
Bild von Felsen und von Wasser, noch einmal ein Besuch im Reich des Kühleborn und der 
Undinen; eine jener Quellgrotten, wie sie im Umkreis von Ornans mehrfach, nicht Bäche, 
sondern gleich Flüsse aus sich geben, die in entlegenen Gegenden nach harmlos oberfläch- 
lichem Lauf versinken und hier aus der Tiefe des Gesteins geläutert, gekühlt und verstärkt 
wieder zu Tage treten. Ist das Bild eine Grisaille? nur gestellt auf hell und dunkel? Kein 
Hälmchen Grün; vorn links ein heller Felsenpfeiler, unmittelbar daneben die schwarze 
Höhle, davor das breite Wasser dunkel stahlgrau mit leichtem stahlblauem Schimmer; 
vorn das Holzwerk der Schleuse, steingrau mit weißlichen Flecken, die Felsbänder rötlich 
grau mit bräunlichem und grünlich grauem Ueberzug von Flechten; das Gewölbe in bläu- 
lich grauem Dämmer des von vorn eindringenden Lichtes und der aus dem Wasser herauf 
gespiegelten Strahlung. Mit der langsam und flach ziehenden Strömung schwingt aus der 
schwarzen Oeffnung der Atem von Geheimnis und Kühle. In plötzlichem Sturz wirft sich 
über die Schranke das Wasser schaumweiß und brausend dem Tag entgegen. Links zweigt 
ein Teil des Staues der Oeffnung eines Kanals ab. Einige kurze helle Streifen können 
Steine sein. die auf dem Grunde liegen, oder im Augenblick still haltende, lauernde Fische. 
Die einzige «direkte» Farbe in diesem Gemälde ist ganz links unten die rote Pinselschrift 
der Jahrzahl [18]63 und des Namenszuges G. Courbet. Doch geht der Weg vom Weiß des 
Wasserschaumes zur Nacht der Höhle über alle Abstufungen und Brechungen von Farben, 
die Fels und Wasser bergen können. Und diese Töne sind nicht mit weichem Pinsel hingelegt 
und vertrieben. Der Künstler setzt und streicht sie viel lieber mit Messer und Spachtel 
derb neben und über einander. Die Maße des Bildes sind 107 cm in der Breite und 84 cm 
in der Höhe. 
Im Frühjahr 1864 schreibt Courbet aus Ornans seinem Freund Luquet «je suis alle ä la 
Source de la Loue ces-jours pass6s et j’ai fait quatre paysages de 1 m 40 de longueur ä peu 
pres.» Riat zitiert diese Stelle auf S. 217 und legt in diese Zeit zwei «Bords de la Loue», eine 
«Grotte de la Loue avec rochers», sowie «Bords de la Loue avec rochers ä gauche» und 
«Bords de la Loue avec rochers ä droite». Der Katalog der großen Ausstellung von 1867 
nennt neben anderen Landschaften aus der Umgegend von Ornans eine «Source de la Loue» 
von 1864 und eine «Ecluse de la Loue>» von 1865, Riat S. 253.
	        
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