Jahresbericht 1948 der Zürcher Kunstgesellschaft
Das lebhafteste Interesse von seiten der Mitglieder der Kunstgesellschaft wie
einer breiteren Öffentlichkeit galt auch im Berichtsjahr den im Kunsthaus durch-
geführten Ausstellungen. Eine mit dem französischen Maler Albert Marquet seit
zwei Jahren geplante festliche Gesamtausstellung wurde infolge seines Hinschiedes
im Juni 1947 leider zur Gedächtnisausstellung. Das schwierige, bisher in Europa
noch nie gewagte Unternehmen einer großen Ausstellung Georges Rouault konnte
mit der tätigen Anteilnahme und Hülfe des Künstlers und seiner Familie und
der Beteiligung auch des reichen schweizerischen Privatbesitzes in einem Umfang
verwirklicht werden, der den Meister selber in Erstaunen setzte und zu der Er-
klärung veranlaßte, eine künstlerisch so vollständige Ausstellung sei ihm zum
erstenmal nun in Zürich beschieden. Aus allen Teilen der Schweiz und aus dem
benachbarten Ausland strömten die Kunstfreunde herbei, um die verschiedenen
Erscheinungsformen eines derartig starken und persönlichen Werkes kennen zu
lernen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Vertiefung der Bekanntschaft mit
einer ganz anders gerichteten, aber ebenfalls heute auf dem europäischen wie
dem amerikanischen Kontinent anerkannten und hoch gewerteten Persönlichkeit
vermittelte die Ausstellung der Berner Klee-Stiftung.
Am Ausgang des Jahres steht die Eröffnung und erste Anlaufzeit von zwei
Monaten der Ausstellung „Kunstschätze der Lombardei“. Wie vor drei Jahren
die Wiener Museen, gelangten Kunstinstitute einer Anzahl oberitalienischer Städte
an das Kunsthaus mit dem Ansuchen, durch eine Ausstellung ihnen wirksame
Beihülfe zur Überwindung der unmittelbar und mittelbar durch den Krieg ver-
ursachten Schäden an Gebäuden und Kunstgut zu gewähren. Sie anerboten sich, das
künstlerisch Wertvollste aus den Beständen öffentlicher und privater Sammlungen
wie auch aus dem Besitz der Kirche nach Zürich zu senden. Es wäre unrichtig
gewesen, den seit Jahrhunderten befreundeten lombardischen Nachbarn nicht die
hülfreiche Hand zu reichen. Die gemeinsam aufgestellten Werkverzeichnisse er-