Volltext: Jahresbericht 1955 (1955)

Die im Vergleich zu dem vorigen Berichtsjahr zu verzeich- 
nende Steigerung der Besucherzahlen (208 703 gegenüber 
163 325) geht demnach auf Kosten der singulären Etrusker- 
Magie; es darf nicht erwartet werden, diese quantitative Rekord- 
höhe so bald wieder zu erreichen. 
Schon die zweite Ausstellung, die älterer Kunst galt, die- 
jenige über «Schönheit des 18. Jahrhunderts», vermochte sich 
hinsichtlich des äußeren Erfolges nicht im entferntesten mit der 
Etrusker-Schau zu messen, und das, wiewohl sie — selbstver- 
ständlich ohne auf Vollständigkeit ausgehen zu können — die 
Hauptzentren künstlerischen Schaffens des Settecento, nämlich 
Frankreich, Venedig und Oesterreich/Süddeutschland in zum Teil 
überragenden Werken veranschaulichte und in Gemälden, Zeich- 
nungen und Skulpturen ein vielfältiges Bild vermittelte, wobei 
erstmals ein ganzes Ensemble bayerischer Barockplastik außerhalb 
seiner angestammten Heimat gezeigt wurde. Zudem ließ sich, 
dank dem großzügigen Entgegenkommen der Gesellschaft 
«Schweizer Freunde der Keramik», eine instruktive Uebersicht 
über alle wichtigen Porzellanmanufakturen, mit Meißen an der 
Spitze, veranstalten. Leider verharrte indessen das Publikum, 
trotz durchgehend positiven Pressestimmen, in einer gewissen 
Indifferenz, so daß man von dessen «Durchfall» sprechen möchte 
_— immer noch scheinen sich in der Schweiz, und zumal in der 
Zwinglistadt, die Gedankenklischees, das 18. Jahrhundert sei 
oberflächlich, frivol und verspielt, am Leben zu erhalten. Es zeigt 
sich einmal mehr, daß die Möglichkeiten zu Prognosen hinsicht- 
lich eines Ausstellungssukzesses äußert beschränkt sind; sie hän- 
gen allzusehr von unberechenbaren Imponderabilien ab. 
Eine der bedeutsamsten Aufgaben des Kunsthauses besteht 
darin, zeitgenössische Kunst darzubieten. Dies geschah vor allem 
durch folgende Ausstellungen: «Begründer der modernen Pla- 
stik», «Ben Nicholson», «Piet Mondrian», «Moderne Kunst aus 
USA» (während der Junifestwochen) und «Max Beckmann». 
Zwei Unternehmungen, die angelsächsisches Kunstschaffen be- 
trafen, standen also solchen gegenüber, die zentrale Erscheinun- 
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