Volltext: Jahresbericht 1955 (1955)

mit Vorbedacht aus einem größeren Zusammenhang gewaltsam 
herausgebrochen worden. Nirgends zeigt der Rand eine Anschluß- 
fläche; dagegen sind über und unter der Figur gerade noch die 
nötigen Ansätze stehen geblieben, die eine Einordnung in den 
architektonischen Verband erlauben. Stil und Schreitmotiv sichern 
die Zugehörigkeit zu einem der zahlreichen Treppenfriese aus 
dem großen Bautenkomplex der Residenz von Persepolis, Die 
links oben hereinragende Kante ist der Rest eines der abgetrepp- 
ten zinnenartigen Aufsätze, welche die freistehenden Balustraden 
krönen. Auf der Außenseite weist jede dieser Zinnen eine Nische 
auf, und von einer solchen rührt die Vertiefung in der linken 
oberen Ecke unserer Platte her, An deren unterem Rand erkennt 
man noch ein Stück eines schräg verlaufenden Rundstabes und 
unter diesem Spuren abgerundeter Erhebungen: es ist der winzige 
Ausschnitt eines aus zwölfblättrigen Rosetten gebildeten Orna- 
mentbandes, das die an den Außenwänden der Treppenbalustra- 
den plastisch angedeuteten Stufen begleitet. Werden die Möglich- 
keiten der Zuweisung durch diese Beobachtungen schon beträcht- 
lich eingeschränkt, so ergibt sich durch die Berücksichtigung des 
Erhaltungszustandes der an Ort und Stelle verbliebenen Teile und 
des Umstandes endlich, daß der dargestellte Meder bärtig ist, mit 
ziemlicher Sicherheit der Schluß, daß unser Fragment von der 
Außenseite des westlichen Aufgangs der Südtreppe zum Darius- 
palast stammt. Die Abbildung 2 hält den Blick von Süden her 
gegen die Ruine dieser Anlage fest. Die von links nach rechts 
ansteigende Balustrade weist unten eine Lücke über sechs, oben 
eine solche über drei Stufen hin auf. Entsprechend der Periodizi- 
tät in der Darstellung könnte unsere Figur am ehesten die zweite 
von unten oder die zweite von oben gewesen sein. 
Je neunzehn Diener schreiten die Treppe hinan, abwechselnd 
einer in persischer und einer in medischer Tracht — der unsere 
gehört zu den letzteren— und in den Friesen des westlichen Auf- 
gangs der Südtreppe immer so, daß die Meder bärtig, die Perser 
unbärtig sind, wobei die Bartlosigkeit wahrscheinlich Eunuchen 
kennzeichnen soll. In regelmäßiger Abfolge tragen sie einen 
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