Überlieferung der französischen Malerei mit dem unmittel-
bar aktuellen Schaffen. In diese. Konstellation hinein gehört
das vorliegende Bild, vor dessen Gelassenheit jede Ilyrische
oder metaphorisch schweifende Beschreibung versagt.
Auf dem Rahmenpodest oder der Brüstung eines Cheminees
sind verschiedene Gegenstände angeordnet: zumal eine Man-
doline, eine Schale mit Traube, ein aufgeschlagenes Noten-
heft, ein Glas. Diese Gegenstände sind als solche sofort er-
kennbar und benennbar; sie gelangen in ihrer individuellen
Jeweiligkeit zur Darstellung. Das macht einen der wesent-
lichsten Unterschiede zum Verfahren des analytischen Kubis-
mus aus. Der letztere nämlich raubte dem Bildgegenstand
seine unverwechselbare Individualität und reduzierte ihn
zum bloßen Vorwand eines konstruktiven Komponieren mit
abstrakten Form- und Farbelementen. Andererseits ist es
jedoch nicht so, daß den vorhandenen Stilleben-Dingen mit
«naturalistischer» Sorgfalt und Beharrlichkeit auf den Leib
gerückt würde und daß sie somit in porträthafter Stofflichkeit,
Materialität, Körperlichkeit erfaßt wären. Vielmehr bleiben
die Dinge nicht sich selber überlassen in isolierender Auto-
nomie: sie sind, auf wunderbar zwanglose Weise, in das Kom-
positionsgefüge hineingenommen, oder besser: mit diesem
identisch. Gegenständliche und abstrakte Form kommen zu
bündiger Übereinstimmung. Das geschieht in der Anwendung
eines gemilderten Verfahrens des für den synthetischen Kubis-
mus zentralen Gestaltungsprinzips der «plans superposes»:
ein System rhythmisch gemeisterter, namentlich bildflächen-
parallel entwickelter Pläne gliedert die Bildebene, die dadurch
höchste Wertigkeit zugeteilt erhält. Mit beispielloser Konse-
quenz ereignet sich eine optische Enträumlichung des kom-
positionellen Formgebildes, indem inständig die Flächenwerte
der projektiven Form herausgearbeitet werden und deshalb
kein auf den Betrachter bezogener und einem perspektivi-
schen Blickpunkt unterworfener Bildraum entsteht. Zudem
wird das hochrechteckige Bildformat durch die Binnenstruk-
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