ZU EINIGEN NEUERWERBUNGEN
UND SCHENKUNGEN
Von Marino Marini, dem bedeutendsten zeitgenössischen
italienischen Plastiker, besaß das Kunsthaus bisher lediglich
ein eher peripheres Werk («Bacchus», 1935). Durch die
Schenkung an die «Vereinigung Zürcher Kunstfreunde» der
Herren Hans und Dr. Walter Bechtler, die gemeinsam mit
dem Direktor des Kunsthauses im Atelier des Künstlers eine
Wahl treffen konnten, ist das Museum nun in den Besitz einer
Skulptur gelangt, die aus mehreren Gründen in Marinis
Oeuvre exzeptionell anmutet. Die Wahl fiel nämlich mit Ab-
sicht nicht etwa auf eine der vielen Fassungen desjenigen
Themas, an dessen Gestaltung sich ein guter Teil des Ruhmes
von Marini knüpft: auf das Thema «Pferd und Reiter», mit-
tels dessen Marini in dramatisch elementaren Abwandlungen
seine Erfahrung von der «Ausgesetztheit des modernen Men-
schen» versichtbart hat und das dann doch nicht immer ganz
der Gefahr entgangen ist, aus einer persönlichen «maniera>»
zu einem Manierismus zu werden. Die Wahl fiel auf die Holz-
skulptur einer sitzenden Frau; nach des Künstlers eigener An-
gabe stellt sie das Dienstmädchen Ersilia dar (Höhe: 147 cm,
Tiefe: 68 cm, Breite: 44 cm; bez. auf der rechten Seite des
Sockels: MM). Die Entstehungsgeschichte der Skulptur ge-
währt einen höchst interessanten Einblick in den Wandel der
künstlerischen Konzeption Marinis im Zeitraum von rund
zwei Jahrzehnten. Denn die Figur wurde bereits 1931 ge-
schaffen, jedoch 1949 tiefgreifend überarbeitet. Wie sie 1931
aussah, zeigen Abbildungen einer Fassung in Holz und Gips
(vgl. L. Vitali, Marino Marini, Milano 1937, Abb. VIII;
F. de Pisis, Marino Marini, Milano 1941, Abb. 15), die sich
in Mailänder Privatbesitz befand und die im Weltkrieg zer-
stört worden ist, worauf der Künstler 1949 die gleichfalls in
privater Hand befindliche vorliegende Variante zurücknahm,
um sie einer Veränderung zu unterwerfen.