geschenke dieser Art sind Bilder der Stifter, ohne daß sie
freilich deren Bildnisse zu sein brauchen. Dies ist auch ganz
gewiß hier nicht der Fall. Sie vertreten den Weihenden im
Heiligtum, verleihen seiner frommen Gegenwart, seinem
Gebet und seinem Opfer ununterbrochene Dauer.
Der Versuch, den zeitlichen und genaueren örtlichen
Ursprung des kleinen Werkleins zu bestimmen, stößt auf nicht
geringe Schwierigkeiten, wie sie einem bei Erzeugnissen peri-
pherer Kunstlandschaften immer wieder begegnen. Wie in
dem oben erwähnten Jüngling in Berlin sind auch bei unserer
Adorantin die Stilelemente nicht einheitlich. Halten wir uns
an die Gewandwiedergabe mit den allerdings in unnatürlicher
Weise nach oben ausschwingenden, symmetrischen Bogen-
falten über den Beinen, so weist der Vergleich etwa mit einer
der Koren der Athener Akropolis auf die Jahre kurz vor
500 v. Chr.®; aber das in fließenden Formen modellierte Gesicht
aus dem jedes archaische Lächeln schon verschwunden ist,
gehört einer entwickelteren Stilstufe an, und das von einem
Mittelscheitel vor die Ohren fallende, auf dem Hinterhaupt
wahrscheinlich hochgesteckte Haar (die Rückseite des Kopfes
ist nur andeutungsweise ausgeführt) entspricht den Frisuren,
die man im frühen 5. Jahrhundert antrifft.!® So werden wir
unsere Bronze noch der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
v. Chr. zuweisen dürfen. Sicherlich ist sie nicht in einem der
Zentren der damals weltberühmten etruskischen Bronze-
industrie entstanden, sondern eher in dem lange Zeit in der
Entwicklung etwas zurückgebliebenen binnenländischen Mittel-
etrurien oder vielleicht noch weiter gegen die Adria hin und
außerhalb des eigentlichen etruskischen Gebietes, also in
Umbrien, wohin auch die nicht sicher verbürgten Herkunfts-
angaben führen. Das Museum von Ancona enthält allerdings
keine besonders nahe verwandte Figur, und auch sonst ist mir
) E. Langlotz und W. H. Schuchhardt, Archaische Plastik auf der Akropolis,
1943, 18. Zur Gravierung am unteren Teil des Chitons vgl. E. Langlotz,
Griechische Bildhauerschulen, 1927, Taf. 17, 1: Sikyon,
‘0 G. Q. Giglioli_ Arte Etrusca, 1935, Taf. 132, 1; 134; 203 usw.
HH