Volltext: Jahresbericht 1959 (1959)

geschenke dieser Art sind Bilder der Stifter, ohne daß sie 
freilich deren Bildnisse zu sein brauchen. Dies ist auch ganz 
gewiß hier nicht der Fall. Sie vertreten den Weihenden im 
Heiligtum, verleihen seiner frommen Gegenwart, seinem 
Gebet und seinem Opfer ununterbrochene Dauer. 
Der Versuch, den zeitlichen und genaueren örtlichen 
Ursprung des kleinen Werkleins zu bestimmen, stößt auf nicht 
geringe Schwierigkeiten, wie sie einem bei Erzeugnissen peri- 
pherer Kunstlandschaften immer wieder begegnen. Wie in 
dem oben erwähnten Jüngling in Berlin sind auch bei unserer 
Adorantin die Stilelemente nicht einheitlich. Halten wir uns 
an die Gewandwiedergabe mit den allerdings in unnatürlicher 
Weise nach oben ausschwingenden, symmetrischen Bogen- 
falten über den Beinen, so weist der Vergleich etwa mit einer 
der Koren der Athener Akropolis auf die Jahre kurz vor 
500 v. Chr.®; aber das in fließenden Formen modellierte Gesicht 
aus dem jedes archaische Lächeln schon verschwunden ist, 
gehört einer entwickelteren Stilstufe an, und das von einem 
Mittelscheitel vor die Ohren fallende, auf dem Hinterhaupt 
wahrscheinlich hochgesteckte Haar (die Rückseite des Kopfes 
ist nur andeutungsweise ausgeführt) entspricht den Frisuren, 
die man im frühen 5. Jahrhundert antrifft.!® So werden wir 
unsere Bronze noch der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts 
v. Chr. zuweisen dürfen. Sicherlich ist sie nicht in einem der 
Zentren der damals weltberühmten etruskischen Bronze- 
industrie entstanden, sondern eher in dem lange Zeit in der 
Entwicklung etwas zurückgebliebenen binnenländischen Mittel- 
etrurien oder vielleicht noch weiter gegen die Adria hin und 
außerhalb des eigentlichen etruskischen Gebietes, also in 
Umbrien, wohin auch die nicht sicher verbürgten Herkunfts- 
angaben führen. Das Museum von Ancona enthält allerdings 
keine besonders nahe verwandte Figur, und auch sonst ist mir 
) E. Langlotz und W. H. Schuchhardt, Archaische Plastik auf der Akropolis, 
1943, 18. Zur Gravierung am unteren Teil des Chitons vgl. E. Langlotz, 
Griechische Bildhauerschulen, 1927, Taf. 17, 1: Sikyon, 
‘0 G. Q. Giglioli_ Arte Etrusca, 1935, Taf. 132, 1; 134; 203 usw. 
HH
	        
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