SAMMLUNG
Museumsleute sind — fast möchte man sagen par defini-
tion — keine Asketen und Heiligen. Und so auch den Regun-
gen des «höllgeborenen Neides» zugänglich. Sollte man also
nicht aufzucken, wenn man hört, daß eine von Zürich nicht
sehr entfernte Stadt unseres nördlichen Nachbarlandes auf
einen Schlag für 10 Millionen Mark 30 Hauptbilder (Gauguin,
Renoir, Picasso, Braque, Matisse usw.) einer bekannten
Sammlung für sich sichern konnte. Doch es gibt Neid und
Neid; mag der unfruchtbare, der zu bösen Regungen und
Handlungen führende, «höllgeboren» sein; er kann auch als
Stachel und Ansporn wirken, und so wollen wir ihn in diesem
Falle fassen.
Im übrigen wäre es undankbar und ungerecht, sich von
fremden Erfolgen blenden zu lassen und nicht freudig dessen
zu gedenken, was das Jahr 1959 der Sammlung gebracht hat.
Das ist nicht wenig, nicht zuletzt dank einigen großen Ge-
schenken und Zuwendungen. Es fehlte uns bis jetzt eine Pla-
stik von Henri Moore. Nun ist dieser Mangel in schönster
Weise behoben durch die Großzügigkeit der Herren Werner
und Walter Bär, die ein Hauptwerk des bedeutenden engli-
schen Plastikers stifteten. Ein bronzierter Gips des Werkes
konnte noch während der Ausstellung der Sammlung Werner
und Nelly Bär im August/September dieses Jahres in der Ein-
gangshalle des Kunsthauses aufgestellt werden. Im Moment,
wo dieser Bericht geschrieben wird, ist der Bronzeguß ein-
getroffen, der nun seiner definitiven Aufstellung wartet. Von
einem zweiten englischen Künstler, dem Maler Ben Nichol-
son, ist uns, beziehungsweise der Vereinigung Zürcher Kunst-
freunde, ebenfalls ein Werk geschenkt worden. Wir verdanken
es der Spendefreudigkeit von Frau Elisabeth Bechtler-Staub,
daß wir num ein repräsentatives Bild dieses Malers besitzen,
dessen Werk wir schon 1955 im Kunsthaus ausgestellt hatten.