Full text: Jahresbericht 1960 (1960)

Das Jahr, über das wir berichten, kann im ganzen als ein 
normales gelten. Jedenfalls dann, wenn man das einmal 
Gegebene als normal bezeichnen will; normal, daß nur sehr 
wenig Mittel für Ankäufe zur Verfügung stehen; normal, daß 
mit verhältnismäßig bescheidenem Personal eine umfang- 
reiche Ausstellungstätigkeit durchgehalten wird, 
Als wichtig zu notieren ist der Wechsel im Präsidium der 
Zürcher Kunstgesellschaft. Herr Dr. Franz Meyer, der wäh- 
rend zwanzig Jahren die Gesellschaft geleitet hat, wollte die 
Last der Geschäfte auf jüngere Schultern legen und ist in der 
Generalversammlung vom 24. Mai durch Herrn General- 
direktor Dr. Alfred Schaefer ersetzt worden. Wir haben den 
Rücktritt von Herrn Dr. Franz Meyer aufs tiefste bedauert, 
besaß er doch Eigenschaften, deren Vereinigung immer und 
heute vielleicht besonders selten ist; Unabhängigkeit im weite- 
sten Sinne des Wortes, leidenschaftliche Anteilnahme an den 
Dingen der Kunst, Begeisterungsfähigkeit und urbane Form 
und, das heute seltenste, ohne das alle diese Eigenschaften 
nicht hätten fruchtbar werden können, Zeit, Er hat seine Zeit 
in großzügiger Weise in den Dienst des Kunsthauses gestellt, 
immer bereit, zu helfen und einzugreifen. Seine häufigen 
Besuche waren keine Kontrollgänge — alles Bürokratische und 
Enge lag ihm denkbar fern —, sondern entsprangen, selbst 
wenn es sich um Geschäftliches handelte, dem Bedürfnis, den 
Dingen der Kunst, dem Gespräch mit ihnen und über sie nahe 
zu sein. Da ihm Kunstwerke nicht in erster Linie Wertobjekte, 
sondern Manifestationen von Lebenskräften bedeuteten, war 
er allem Heutigen und Neuen lebendig interessiert zu- 
getan. Und manches noch nicht konsekrierte Werk wäre wohl 
kaum in die Sammlung des Kunsthauses gelangt, manche 
kühne Ausstellung unterblieben, ohne sein Eingreifen oder 
seine moralische und wohl auch materielle Hilfe. Daß er, dem 
Geltungsbedürfnis fern lag und der sich in den Umgang mit 
den Werken eigener Wahl, die ihn umgeben, hätte zurück- 
ziehen können, des oft lecken und von allerhand Winden
	        
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