sichts eines derart bewußt lebenden Künstlers, dem alle
Manifestationen des Schöpferischen gleich ursprünglich er-
scheinen mußten, handle es sich nun um Malerei oder Plastik.
Für diese Generation war das Wort von Boccioni selbstver-
ständliche Grundregel des künstlerischen Daseins: «Non v’&
pittura, ne scultura, ne musica, ne poesia, non v’%@ che
creazione.>»
Matisse verarbeitet in seinen Plastiken, die thematisch
namentlich zwei Motivkreise aufgreifen: den weiblichen Akt
und Frauen- und Kinderköpfe, und die dem äußern Maßstab
nach. in der überwiegenden Zahl der Kategorie der Klein-
plastik zugehören, die vielfältigsten Anregungen. Zuerst ist es
Rodin, in dessen Bann die frühen Plastiken von Matisse
stehen; sein erstes plastisches Hauptwerk, der «Leibeigene»?,
ist ohne Rodins «Homme qui marche» gar nicht denkbar.
Dann bekundet sich besonders die Formensprache des Kubis-
mus in einer ganzen Gruppe von Arbeiten; am deutlichsten
in’den «Zwei Negerinnen» von 1909* mit ihrer ins Expressive
deformierten, kantig kubischen Struktur — Reflex der eben
damals entdeckten Negerskulptur. Im übrigen läßt sich in-
dessen in der chronologischen Abfolge der Plastiken von
Matisse keine «logische» stilistische Entwicklung aufweisen;
Matisse greift unbekümmert auf Impulse, die von Degas,
Renoir, Maillol, auch von Picasso und Laurens stammen,
wobei er häufig zu arabeskenhaft eleganten, locker rhythmi-
sierten Formgebilden gelangt, am ausgeprägtesten in der
«Serpentine» von 19095, deren dekorativer Grundcharakter
mit wesentlichen Elementen von Moatisses Malerei über-
einstimmt.
Was nun die «Rückenakte» I—IV betrifft — vor einer
flachen, verschieden stark durch Hebungen und Senkungen
3 1900/1903, Das plastische Werk Nr. 10.
* Das plastische Werk Nr. 34.
5 Das plastische Werk Nr. 40.
4
2