SAMMLUNG
Die Liste der Neuerwerbungen dieses Jahres wäre noch
kürzer, wenn wir auf unsere eigenen Mittel angewiesen ge-
wesen wären. Die wichtigste Erwerbung des Jahres war nur
möglich dank einem von der Regierung des Kantons Zürich
aus dem Lotteriefonds zur Verfügung gestellten namhaften
Betrag und weiter mit der Hilfe eines Beitrages der Vereini-
gung Zürcher Kunstfreunde. Es handelt sich um das plastische
Hauptwerk von Henri Matisse, die Vierergruppe von Reliefs
mit weiblichen Rückenakten von 1909, 1913, 1916/17 und
1930. An der Behandlung des einen Themas in verschiedenen
Schaffenszeiten läßt sich das Fortschreiten des Künstlers zu
immer freierer Vereinfachung ablesen; doch da jedes Mal ein
Meister am Werke war, fällt es schwer zu sagen, welches der
vier Stücke nun das gelungenste sei; deshalb auch schließen
sie sich zusammen zu einem Ganzen wie Sätze einer musika-
lischen Komposition. Man hat zuweilen die Meinung ver-
treten, Matisse sei ein Maler und daher als solcher zu sam-
meln. Werke von Michelangelo sind nicht mehr auf dem
Markt, doch wären wir gespannt zu hören, ob er Bildhauer
oder Maler war. Ueber die vier Reliefs von Matisse wird in
diesem Jahresbericht noch besonders berichtet werden.
Dank der diskreten Hilfe jenes Kunstfreundes, der uns
jedes Jahr durch einen Beitrag die Erwerbung eines Kunst-
werkes der Gegenwart ermöglicht, konnte aus der Ausstellung
des Salon de Mai ein wichtiges Bild «Pyramidal» des Spaniers
Antonio Tapies gekauft werden, dessen Schaffen wir schon
seit Jahren mit Aufmerksamkeit verfolgt hatten. Zur Genera-
tion der Pioniere gehört der 1957 in Paris verstorbene Tscheche
Frank Kupka, von dem ein Oelbild «Langage vertical» für die
Sammlung gesichert werden konnte, wobei allerdings schon
der Ankaufskredit für 1961 in Anspruch genommen werden