«Montserrat» von Julio Gonzalez, 1936, um hier nur zwei
stilistisch völlig divergierende Methoden innerhalb von «frag-
mentarischen» Prägungen anzuführen.)
Es mag dabei aufschlußreich sein, den frühen «Torso»
Giacomettis mit dem «Jünglingstorso» Brancusis aus dem-
selben Jahre — der 1929 im Zürcher Kunsthaus auf der
Schau «Abstrakte und surrealistische Kunst» ausgestellt war —
zu konfrontieren. In diesem Zusammenhang wird vor allem
Giacomettis spezielle Tonart von Interesse sein. Innerhalb
einfacher Formung und rhythmischer Skandierung erschei-
nen die «moyens pauvres» zunächst bei beiden Künstlern ein-
dringlich. Brancusi hebt in seinem Volumen-Dreiklang die
mittlere Vertikale in frontaler Symmetrie als Hauptakzent
über die Teile empor, in einer Art klassischer Ordnung und
Klarheit, während Giacometti in freier, eher barocker Ver-
ästelung durch die eingeführte Schräge leise Bewegtheit aus-
löst. Entscheidend ist, wie bei Giacometti die Strukturierung
der Oberfläche hier schon als Ausdruckselement wirksam ist,
während bei Brancusi gerade ihre restlose Glättung und Neu-
tralisierung durch hohe Politur alle Massivität in Licht auf-
zulösen strebt.
Obwohl Giacometti in diesem Frühwerk noch nicht sein
eigenstes künstlerisches Idiom gefunden hat, im Sinne jener
raumumwitterten, stabdünnen Figurengestaltung mit ihren
vulkanisch aufgewühlten Oberflächenverkrustungen, bedeutet
es doch eine in sich geschlossene skulpturale Leistung, im
Zeichen sicherer Kompositionskraft und freier, origineller
Volumen-Behandlung. Ein bemerkenswerter Beitrag zu den
vielfältigen Problemstellungen und Lösungen, die neue Wege
eröffnen und weiter erschließen sollten. Hinzu kommt, daß
durch dieses Werk eine Station innerhalb eines künstlerisch
breit fundierten Werdegangs markiert wird, was gerade für
die Sammlung des Kunsthauses, die eine umfangreiche Zu-
sammenstellung dieses gesamten (Euvres plant, von beson-
derem Interesse sein dürfte. Carola Giedion-Welcker
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