zentrischen Formen, die jeden imitativen, gegenständlichen
Bezug verleugnen. Zusammen mit Delaunay hat Kupka in
diesen Jahren Bestrebungen am konsequentesten realisiert,
denen sich eine ganze Gruppe von Künstlern — Villon, Du-
champ, Leger, Gleizes, Metzinger, Le Fauconnier, Picabia —
verpflichtet fühlten. Im europäischen Bereich muß er deshalb
gemeinsam mit Kandinsky, Malevitch und Mondrian zu den
eigentlichen Begründern und Pionieren der abstrakten Malerei
gezählt werden. Auf ihn, auf Delaunay und Picabia war 1912
aus Anlaß des «Salon d’Automne» Apollinaires Formulierung
von der «Peinture orphique» gemünzt, die seither als «Orphis-
mus» zu einem fest fixierten Stilsynonym geworden ist. Der
Orphismus versteht die Farbe als absoluten, konkreten, nicht
weiter reduzierbaren Gestaltwert; in den Worten Delaunays
ausgedrückt: «Die Farbe allein ist Form. Die synchronische
Aktion der Farbe ist als eigentlicher und einziger Vorwurf
der Malerei zu betrachten.»
Wie für Delaunay die «Formes circulaires», die «Rythmes
circulaires» und die «Disques simultanes», so wurden auch
für Kupka Kreis- und Ellipsenfigurationen aus purer Farbe
die elementaren bildnerischen Sprachmittel, nur daß sie bei
ihm nicht ein kosmisches Geschehen, wie nach dem Selbst-
verständnis Delaunays, zum Ausdruck zu bringen haben; viel-
mehr bleiben sie ständig einer kühl geometrischen Sphäre zu-
geordnet. In der rational experimentierenden Art Kupkas mag
begründet liegen, daß er daneben als sehr persönliches for-
males Sprachmittel die Grammatik der sogenannten «plans
verticals» konzipierte, die er 1912/13 zum erstenmal an-
wandte. Das vorliegende Gemälde von 1926 gehört, als spezi-
fische Variation, zur Bildfamilie des «Vertikal-Pläne»-Form-
apparates.
Vertikalstreifen gliedern im Wechsel von breiten Bändern
und schlanken Stäben als primäre, weinrote, weiße und grau-
gelbe Kompositionselemente das Bildfeld. Sie werden oben
und unten überschnitten von «orgelpfeifenartig» diagonal an-
x.