Full text: Jahresbericht 1960 (1960)

Für «City» wurde das aufgeklebte Schablonenpapier in 
geraden Linien von Kante zu Kante durchschnitten: in der 
Höhe durch 29 gleichabständige Horizontalen, in der Breite 
durch 20 Vertikalen von verschiedenen Abständen, aber ge- 
messen mit den gleichen Abständen. 
Trotz dieser rechteckig-frontalen, also besonders flächigen 
Aufteilung erscheint eine vielseitige Räumlichkeit. 
Sie ist bewirkt zunächst durch einen konstanten Wechsel 
zwischen Trennen und Verbinden — innerhalb geteilter und 
ungeteilter Flächen in Rot, Weiß, Schwarz. 
Weiter durch eine Bündelung der Streifen in Gruppen 
von sehr verschiedener Ausdehnung — und damit visuell von 
verschiedenem Gewicht. 
Und drittens, durch eine Placierung der Gruppen, inner- 
halb der Senkrechten — die uns nahe und weit «lesen» läßt. 
Durch solch ständige Wandlung von Gleich und Ungleich 
erscheinen Ueberschneidungen und Durchdringungen, die 
uns so auf und ab, so her und hinführen, daß wir drei 
Dimensionen, also Volumen sehen. 
Und wichtiger noch, sie machen uns den starken Drei- 
klang Rot-Weiß-Schwarz in vielen Farben sehen. Neben kla- 
rem und gemischtem Rot erscheinen Farbwandlungen sogar 
innerhalb der harten Pole der Farbskala, in Nuancen inner- 
halb von Weiß und Schwarz. Und alle drei Farben, obschon 
faktisch opak, agieren in unserer Wahrnehmung — transpa- 
rent. 
Josef Albers 
Mit seinen tektonischen Bildern der zwanziger Jahre 
nimmt Josef Albers unter allen deutschen Konstruktivisten 
dieser Zeit eine besondere Stellung ein. Anders als in den 
Werken des holländischen und russischen Konstruktivismus 
besteht bei Albers eine Bildauffassung, die ihn auch von geistig 
verwandt Arbeitenden, wie Moholy, Vordemberge-Gildewart 
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