Volltext: Jahresbericht 1961 (1961)

ZU EINIGEN NEUERWERBUNGEN 
Oberitalienisch um 1440, Holzskulptur eines Falken 
Als Dauerleihgabe eines Kunstfreundes ist dem Kunsthaus 
eine aus Zürcher Kunsthandel stammende Holzskulptur ver- 
macht worden, die aus mehreren Gründen einen Hinweis ver- 
dient. Es handelt sich um ein in seiner Art singuläres Werk 
von hoher Qualität, das in kunsthistorischem Betracht man- 
ches Rätsel stellt — die folgenden Bemerkungen zu dem un- 
publizierten Stück sind denn auch lediglich im Sinn einer 
vorläufigen und flüchtigen Einordnung gemeint. 
Dargestellt ist ein Falke!; der Vogel steht auf einer Schild- 
kröte, die er in seinen Fängen hält. Die Figur des Tieres ist 
mit einem Detailrealismus sondergleichen durchartikuliert — 
das Flaumige der Federn kommt zu sinnlicher Veranschau- 
lichung: ein ornamentales Netz von Hebungen und Senkun- 
gen rhythmisiert die Oberfläche, das nirgends aussetzt, nir- 
gends eine leere, flaue Stelle duldet. Von ihm hebt sich als 
formaler Gegensatz die grätig lineare, zügig vereinfachte 
Struktur der Flügel und des Schwanzes ab. Aber trotz dieser 
liebevoll eingehenden Schilderung der stofflich-materiellen 
Reize, die die farbige Fassung — rot, gelb, blau — ins täu- 
schend Illusionistische erhöht, verliert sich das Schnitzmesser 
an keiner Stelle ins kleinteilig Knifflige, belanglos Deskriptive; 
die plastisch straffe, gespannte körperliche Grundform bleibt 
überall gewahrt, und sie kommt vor allem zur Geltung in der 
ragend stolzen, gleichsam emblematisch oder heraldisch stili- 
sierten Haltung des Tieres und in den schnittig scharfen Kon- 
turen, die, beispielsweise in der Vorderansicht, nicht auf lang- 
weilige Symmetrie, sondern auf belebte Spannungskontraste 
hin angelegt sind. Oben schafft der präzis durchgeformte Kopf 
mit der Wölbung des Schnabels einen Abschluß. in dem diese 
Holz, bemalt, Fassung teilweise alt; die Beine des Falken und die Glieder der 
Schildkröte modern ergänzt. Höhe: 62 cm. 
235
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.