Die in die Frühzeit des 16. Jahrhunderts zu datierende
Gruppe wirft in Hinsicht auf ihre Lokalisierung zahlreiche
Probleme auf. Hinter der Gruppe scheint ein fränkischer
Prototyp zu stehen, «und zwar mehr Mittelfranken (Nürn-
berg), als Mainfranken».* In der Tat lassen die Figuren nichts
von der heiteren und leichten Art des Mainfränkischen
spüren, wohl aber wohnt ihnen etwas gediegen Maßvolles,
auch Schwerblütiges inne — Dinge, die zu den Grundzügen
der Nürnberger Kunst gehören.” Wo die Figuren indessen zu
beheimaten sind, bleibt vorläufig ungewiß. Mittelfranken
«... ist eine Gegend, deren Skulptur in der Frühzeit des
16. Jahrhunderts sehr weithin ausgestrahlt hat. Zum Beispiel
nach Mitteldeutschland, Sachsen, Schlesien. In diesem Bereich
suche ich die Beheimatung der Kreuzigungsgruppe, wobei
aber ausdrücklich zu betonen ist, daß es sich keinesfalls um
typische mitteldeutsche oder sächsische oder schlesische
Arbeiten handelt, sondern um Werke, bei denen der
fränkische Grundtypus — wahrscheinlich zu erklären aus
Wanderung des Meisters und nicht als Export einer Zentrale
— überwiegt. »®
Prof. Dr. Theodor Müller in einem Brief vom 16. April 1962. — Ich danke
Herrn Professor Müller auch an dieser Stelle für die große Freundlichkeit, mit
der er Auskunft erteilt hat über die ihm bekannten Werke.
Vgl. dazu: August Griesebach, Die Kunst der deutschen Stämme und Land-
schaften, Wien 1946, S. 19.
Prof. Müller im Brief vom 16. April 1962 (vgl. Anm. 4). — In einem Gut-
achten vom 2. Juli 1940 hat sich Franz Kieslinger zu den Figuren geäußert; er
versucht, sie auf Grund einiger sehr vage erscheinender Detailübereinstimmun-
gen mit Dresdener Werken des Pancratius Grueber von 1521 nach Sachsen zu
lokalisieren (vgl. Walter Hentschel, Sächsische Plastik um 1500, Dresden 1926,
Abb. 47—49) und derselben Hand zuzuschreiben. Diese Situierung besitzt, be-
rücksichtigt man den anders gearteten Gesamtcharakter der Dresdener Arbeiten,
keine Ueberzeugunesskraft.
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