Volltext: Jahresbericht 1961 (1961)

weiler bereits die «Harlekinsbüste» von 1905, die thematisch 
wie formal den engsten Rapport zur Bildwelt der «Epoque 
bleue» und «&poque rose» innehält, oder, um näher zu diffe- 
renzieren: zur «Zirkusperiode>» der ersten Hälfte 1905. Die 
«Masque d’homme» nun steht sowohl chronologisch wie 
stilistisch in der Mitte zwischen den beiden genannten 
Bronzen. Einerseits lebt in ihr jener intensive, zugriffige 
«Realismus» der späten neunziger Jahre nach, der sich darin 
äußert, daß die Oberfläche des Gesichtes nach ihren Hebungen 
und Senkungen, Furchen und Falten eingehend genau durch- 
geformt erscheint, wobei indessen die Details sich einer groß- 
gearteten, plastisch artikulierten Gesamtform einfügen; 
anderseits paart sich dem eine grandiose Ausdrucksintensität, 
die die bloß naturalistischen Prämissen bei weitem übersteigt. 
Diese Ausdrucksintensität erst verleiht dem Gesicht das Ge- 
haben einer von tiefer Melancholie umwitterten tragischen 
Maske. Es ist ein von Entbehrungen, von Askese und Schmerz 
gezeichnetes Antlitz; als Hauptträger solcher Stimmung 
fungieren der zu einem schmalen Spalt verkniffene, sensible 
Mund, die höckrig deformierte, zerschlagene Nase, die mit 
den mächtigen Wölbungen der Augenbrauenpartien eine reich 
bewegte, plastisch struktive Masseneinheit bildet, zumal 
jedoch die großen, weit aufgerissenen Augen: sie gleichen in 
ihrer von den Lidern wie durch Wälle eingefaßten Groß- 
flächigkeit erblindeten Spiegeln, in denen die Pupillen als 
seichte Vertiefungen kaum angedeutet schwimmen. Hier ver- 
dichtet sich der seherisch visionäre, vergeistigte, «grecohafte» 
Grundcharakter schmerzlicher Innerlichkeit, der dieser Maske 
anhaftet. Es ist jenes Lebens- und Weltgefühl, das am aus- 
geprägtesten die ausgemergelten, leidenden Elendsgestalten der 
blauen Periode, bisweilen in sentimentaler Uebersteigerung, 
wie in eine nächtlich romantische Aura hüllt. Am nächsten 
stehen der «Masque d’homme» Zeichnungen wie der 
«Frierende Alte im Winter» oder die «Frau mit Krug», beide 
aus dem selben Jahr 1901.‘ Namentlich die letztere Zeich- 
1.)
	        
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