letzten Schaffensjahre des Frühverstorbenen. In ihnen ge-
winnt in panoramahafter Darbietung ein von surrealistischen
Reminiszenzen genährter visionärer Symbolismus Gestalt. Die
drei Sphären «Traum, Wirklichkeit und Tod» entfalten sich
vor weit gedehnter Ueberschaulandschaft. Die suggestive
Bildaussage entspringt vor allem aus der zwingenden Einheit
von illustrativ anekdotischem Gehalt und elementarem Klang
der großflächig aufgetragenen Farbmaterie.
Max Gublers «Prozessionsfigur»'® steht in engstem Zusam-
menhang mit dem Hauptwerk der auf Lipari verbrachten
Jahre (1923 bis 1927), nämlich der «Prozession» von
1926/27 — es ist die als Halbfigur entworfene Studie zu dem
Kerzenträger, der die linke Bildhälfte der «Prozession» domi-
niert. Diese «Prozession» «...ist das einzige Bild in der
schweizerischen Malerei, das die großen Figurenkompositio-
nen von Ferdinand Hodler weiterführt».* Darüber hinaus
bezeugt sie, wie auch die vorliegende Studie, eine Ausein-
andersetzung Gublers mit Masaccio, dessen Fresken Gubler
1922 in Florenz kennengelernt hat. Das Resultat freilich ist
unverwechselbar persönlich geprägt; was die Malerei Gublers
auf Lipari kennzeichnet, eine lichthaltige, an Uebergängen
reiche, kristallig durchsichtige, entschwerte Farbigkeit‘®, tritt
auch in der «Prozessionsfigur» in Erscheinung, am Vorwurf
einer zur Würde kultischer Feierlichkeit gesteigerten mensch-
lichen Gestalt.
Ein bereits seit zehn Jahren in der Sammlung als Leih-
gabe hängendes Stilleben von Juan Gris‘* konnte im Berichts-
jahr angekauft werden, womit das Kunsthaus nun zwei Werke
von der Hand des Spaniers besitzt. Das im Januar 1919 ge-
malte Bild — die seit 1915 entstandenen datierten Werke hat
10 Oel auf Leinwand. 128X88 cm.
11 Sammlung Coray, Agnuzzo; vgl. Katalog Gesamtausstellung Max Gubler,
Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 1962, Nr. 30, Abb. 17.
12 Gotthard Jedlicka, Max Gubler, in: Katalog... a. a. O.. S. 18.
13 Vgl. dazu Gotthard Jedlicka, a. a. O.; S. 17.
14 Oel auf Leinwand. 61X50 cm. Bez. unten links: Juan Gris, 1—19.