AUSTELLUNGEN
Eine gewisse Ausstellungsmüdigkeit des Publikums ist
nicht zu leugnen. Es wird in den Städten und selbst in kleinen
Orten so viel geboten, daß auch der interessierte Besucher
Mühe hat, zu folgen. Leider sind es vor allem die stilleren
Ausstellungen und diejenigen, welche Künstlern der Gegen-
wart gewidmet ‚sind, welche oft unter Interesselosigkeit des
Publikums leiden. Gute Ausstellungen alter, durch die Kunst-
geschichte sanktionierter Kunst werden immer noch stark
besucht, wie auch diejenigen, die fremden, noch nicht all-
gemein bekannten Kulturen gewidmet sind. Kin gewisser
Hang vieler Ausstellungsbesucher, nur dem Sensationellen
ihre Gunst zuzuwenden, ist unverkennbar und eine inter-
nationale Erscheinung, und er wird dem wahren Kunstfreund
nicht durchaus sympathisch sein.
Eine schöne Ausnahme von der Regel bildeten zwei vom
Kunsthaus veranstaltete Ausstellungen von lebenden Schwei-
zer Künstlern. Allerdings galt die eine einem Plastiker und
Maler, der heute Weltruf besitzt, Alberto Giacometti, der aber
in der Heimat bis vor verhältnismäßig kurzer Zeit wenig be-
kannt war. Der große Ueberblick über sein Schaffen fand sehr
viel Beachtung und hat den Plan, für die Schweiz eine Giaco-
metti-Stiftung zu schaffen, feste Gestalt annehmen lassen.
Eine der am stärksten besuchten Ausstellungen war die der
Malerin Helen Dahm. Sie wurde zu einem großen Erfolg für
diese Künstlerin, die trotz ihrem hohen Alter in den letzten
Jahrzehnten ein Werk von erstaunlicher Vielfalt und eigen-
ster Prägung geschaffen hat.
Eine weitere Ausstellung galt ebenfalls einer Künstlerin,
der leider 1959 verstorbenen französischen Plastikerin Ger-
maine Richier, deren Schaffen zeitweise eng mit der Schweiz
verbunden war und deren Werk als Ganzes zum erstenmal in
der Schweiz zu sehen war.
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